
St. Georgenberg und die Lindenkirche
Ich liebe es, um zu manchen Zielen zu kommen, manchmal nicht die direkten Wege zu wählen, sondern mittendrin in vorgegebenen Zeiträumen andere Wege zu suchen und so ein A mit einem B zu verbinden. Heute ist es die herbstliche Runde von Schwaz hinauf zum Kloster St. Georgenberg und von dort über Schloss Tratzberg nach Jenbach hinunter. Mein Gravelbike erweist sich dafür als ideales Vehikel. Nach rund 10 Kilometern und rund 500 Höhenmetern: Immer wieder fasziniert das pittoreske Felsenkloster, das seit mehr als 1000 Jahren erhaben auf einem Felsen hoch über dem Stallental steht. Jetzt im Herbst ist es umgeben von Laubbäumen in ihrem kräftig gelb-orange-rotem Herbstkleid. Mein Ort des Verweilens wird die gotische Lindenkirche. Etwas abseits steht sie gegenüber der viel größeren St. Georgskirche und den Klostergebäuden.
Hohe Brücke als Metapher für Begegnungen
Seelisch aufgeladen mit jahrhundertealter Volksreligiosität und religiöser Baukunst fahre ich zurück über die aus Holz gebaute und mit einem Holzdach bedeckte „Hohe Brücke“. Die Herbstsonne zeichnet ein strahlendes Lichtband von einem Ende der Brücke zum anderen, gerade so, als würde die Sonne die 40 Meter darunter liegende Schlucht überqueren. Die Brücke wird mir einmal mehr zum Sinnbild dessen, was ich für die Welt wie für mein eigenes Leben ersehne: Brücken, die verfeindete Menschen neu verbinden, um einen Ausweg aus der Feindschaft in der Begegnung zu finden; Brücken, die Himmel und Erde verbinden, damit die Erde nicht ohne Himmel sei – oder einfach gesagt: Brücken zwischen einem Ich und einem Du, das zu einem Wir wird, gerade weil das Ich Ich bleiben darf und das Du als Du sich entfalten kann. Dann wohl liegt Licht auf der Brücke.
klaus.heidegger, 17.10.2025