Finstertaler Schartenkopf (2854 m) im Kühtai

Die Liftanlagen im Kühtai stehen. Hotels, Restaurants, Einkehrbuden, Geschäfte sind geschlossen. Die Parkplätze sind leer. Kaum ein Auto fährt durch die Hotelsiedlung. Kaum ein menschliches Geräusch. Gespensterhaft. Nebelschwaden und Wolken ziehen um die Berggipfel. Die Dammkrone des Finstertal-Speichersees wirkt bedrohlich über uns. Dort müssen wir zunächst hinauf. Mein Freund kennt sich hier aus. Ich nicht. Unser Ziel: Kraspesspitze. Eigentlich ein Skitourenklassiker im Kühtai. Jetzt Ende April und in der Mitte der Woche und bei geschlossenen Liftanlagen und bei diesen Wetterbedingungen ist es allerdings kein Klassiker. Die Lichtverhältnisse sind diffus. Da sieht man manchmal gar nicht: Geht es aufwärts, geht es abwärts? Alles ist irgendwie milchig-grau-weiß. Es geht eine lange Querung oberhalb des Stausees hinein. Zunächst heißt es spuren im frischen Schnee. Irgendwann schließt ein schneller Tourengeher beim Schafleger zu uns auf und erledigt die Spurarbeit für uns. Er kennt sich aus. Schartenkopf sein Ziel. Es wird auch das unsere. Bei der kurzen Traverse zur Finstertaler Scharte halten wir Abstand. Es hat nicht wenig Schnee und das Gelände ist hier sehr steil. Die Sicht- und Schneeverhältnisse verlocken dann auch am Gipfel nicht, eine Abfahrt hinunter zu machen und dann zur Kraspesspitze aufzusteigen oder hinunter und noch einmal den Sulzkogel hinauf. Ein Gipfel genügt uns bei diesen Bedingungen. Etwas schwerer Pulver und dann Bruchharsch. Mir gefallen die Berglandschaft und das Spiel des Windes mit den Wolken. Zurück nun wieder am Ostufer des Stausees. Blick zurück, weil jetzt kurzzeitig die Berggipfel zwischen den Wolken herauskommen. Von hier aus sieht der Gipfel, auf dem wir zuvor gestanden sind, richtig mächtig aus. Zum Schluss die Skipiste hinunter zum rosaroten Hotel Alpenrose. Der Schnee ist so schwer, dass man selbst bei einer Schussfahrt nur langsam vorankommt. Ein Verlorensein passt gut zur Stimmung in Kühtai, wo leere Gondeln und Liftbügel im Wind baumeln und niemand sich findet zwischen den Hotelburgen.

klaus.heidegger, 27.4.2023

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