
Mit dem Rad zum Brenner und zurück
Von Innsbruck bis knapp nach Steinach lässt es sich naturverbunden und abseits von den Horden von Motorradfahrenden gut mit dem Rennrad fahren. Im Auf-und-Ab der Römerstraße von Patsch nach Matrei kann man die satten Blumenwiesen riechen, die darauf warten, gemäht zu werden. Von Matrei bis Stafflach nach Steinach ist auf der östlichen Seite der Sill inzwischen ein Radweg angeschrieben und man kann der Brenner-Bundesstraße damit gut ausweichen. Dann aber wird es schlimm. Ein lärmendes Motorrad nach dem anderen braust auf der Brennerstraße Richtung Süden. Wie ein stinkendes Stakkato. Ich stelle mir vor, wie sie mit ihren aufgedunsenen Maschinen an diesem verlängerten Christi-Himmelfahrts-Wochenende die Dolomitenpässe erobern werden, so als gehörte ihnen die Welt, so als dürften sie ihrem Spaß zuliebe die Täler volldröhnen, die kostbaren fossilen Rohstoffe für ihr Vergnügen verbrennen und damit ihren Beitrag zur Erderhitzung leisten. Ich denke an die aktuellen Nachrichten vom gigantischen Gletscherabbruch im Wallis. All die Menschen, die mit ihrem Verhalten zur Erderhitzung beitragen, machen sich da wohl mitschuldig.
Nothelfer-Bildstock
Am südlichen Ortsende von Gries am Brenner, wo der finale Anstieg auf den Brenner beginnt, lehne ich mein Rad an den denkmalgeschützten Nothelfer-Bildstock am Straßenrand und schaue mir die Bilder der 14 Nothelfer an, die darauf abgebildet sind. Ich flehe zur Heiligen Margarete, dass sie die Dämonen unserer Zeit besänftigt und an die Leine nimmt. Dafür müssten wohl die viel zu billigen Diesel- und Benzinpreise drastisch erhöht werden und müsste ein Verbot von besonders lärmenden Maschinen erlassen werden. Ich flehe zum Heiligen Georg. Er soll vor Kriegsgefahren schützen. Und welchen Nothelfer soll ich anrufen angesichts der Klimakatastrophen? Der begeisterte Jäger Eustachius soll seine Waffe weggelegt haben, als er gerade dabei war, einen Hirsch zu erledigen, weil er in diesem Tier ein Geschöpf Gottes erkannte. Ähnlich passt auch die Vita des Heiligen Ägidius dazu. Er lebte im Wald. Dort entdeckte er eine Hirschkuh, die von einem Pfeil verwundet war. Er pflegte das Tier gesund. Zum Dank dafür, so schließt die Legende, ernährte sie ihn mit ihrer Milch. Die Hirschkuh ist Teil der Schöpfung Gottes, sie ist Teil von Gottes verwundeter Schöpfung. Diese Verwundung kommt nicht vom Schöpfer. Sie ist menschengemacht. Der Mensch ist täglich dabei, Gottes Schöpfung Wunden zuzufügen. Heiliger Eustachius und heiliger Ägidius – helft!
