Viel mehr von einem 05!

In der Schnellbahnstation Wien-Atzgersdorf. An einer Lärmschutzwand. Dort weist ein blaues Schild sanft auf die Notausgangstür hin. Der Graffiti-Künstler hat für sein Werk wohl bewusst diese Location gewählt. In großen Schriftzügen sprayte er das Zeichen „05“ und daneben die Schrift „FÜR SOLIDARITÄT UND ZUSAMMENHALT“ auf eines der Lärmschutzelemente und die Tür darin. Die Farbgestaltung ist ganz in Rot-Weiß-Rot. Ich bin froh um die Wartezeit, die mir Gelegenheit gibt, lange und genau hinzusehen, es wirken zu lassen. 05 – dieses typische österreichische Widerstandszeichen gegen Faschismus und für die Freiheit Österreichs. Ich finde es eingeritzt auch auf der rechten Seite des Riesentors des Stephansdoms. Die Zahl 5 steht für den Buchstaben E. Zusammen mit O ist das OE. Österreich. Das Graffiti schenkt Mut, fordert auf hinzuschauen, wo Demokratie und nationaler Zusammenhalt heute gefährdet sind, anknüpfend bei jenen Menschen und Organisationen, die im Widerstand für die Freiheit Österreichs waren und sind. Am Bahnhof herrscht Massenbetrieb. Niemand nimmt Notiz vom Graffiti. Bei einer Konferenz von Pax Christi Österreich sprachen wir darüber, wie wichtig Zivilcourage dort sei, wo Menschenrechte in Gefahr sind und wo militärische Zwänge geistige und materielle Mittel für eine verheerende Kriegsführung missbrauchen. Damit das Militärische nicht alle Lebensbereiche überwuchert, braucht es ein Denken in den Kategorien einer gewaltfreien Friedenslogik. Je mehr friedenslogisches Denken und Handeln, desto mehr wird sich Militärisches als ungeeignet, ineffizient, nicht aussichtsreich und ökologisch höchst bedenklich erweisen. Auf dem Weg dorthin gilt: O5.

Klaus Heidegger

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