Jenseits militärischer Gewalt für Sicherheit und Frieden

Viele Jahre schon bin ich immer wieder unterwegs, um für jene Wege einzustehen, die jenseits von einer Androhung oder Anwendung militärischer Gewalt den Menschen und Nationen Sicherheit und Frieden schenken könnten. Zuletzt konnte ich an einem Seminar für Informationsoffiziere in Feldkirch mitwirken. Die Friedensforschung und Abertausende Beispiele aus der Geschichte zeigen uns: Die gewaltfreien Wege, um völkerrechtswidrige Angriffe von außen oder einen Putsch im Inneren zu überwinden, sind wesentlich effizienter und nachhaltiger, als all die militärischen Wege mit ihrer Vernichtung, ihrem Töten und ihrem Abschrecken. Der schon bald vierjährige russisch-ukrainische Krieg ist ein Beispiel dafür, dass auf dem Schlachtfeld Frieden und Gerechtigkeit nicht wieder hergestellt werden können. Im Gegenteil: Je mehr im Namen der Verteidigung die Ukraine mit immer noch mehr und noch besseren Waffen versorgt wird, desto länger dauert der Krieg, desto mehr werden die Kriegsparteien in unheilvolle Eskalationsspiralen gedrängt und desto mehr werden auf den Schlachtfeldern sterben oder verwundet werden.  Dieser Krieg kann nicht gewonnen werden, sagen mir hochrangige Militärs. Zivilcourage und klare nicht-militärische Strategien und Taktiken, die Anwendung von gewaltfreien Methoden und die Begleitung durch eine aktive Außen- und Sicherheitspolitik, das Einbeziehen internationaler Organisationen sowie Diplomatie sind die längst bewährten Bausteine einer Sicherheitsarchitektur, die Auswege aus Kriegssituationen einerseits und Sicherheit wirklich bieten können. Vor nun schon mehr als dreißig Jahren konnte ich diesen Ansatz bei einem Programm mit Gene Sharp am Center for International Studies an der Harvard University genau kennenlernen und erforschen sowie bei der Mitarbeit bei der Civilian Based Defense Organisation in Boston MA nach Umsetzungsmöglichkeiten suchen. Heute wird eine Anwaltschaft für die nicht-militärischen Wege kaum thematisiert. In Talkshows und in Interviews in den Fernsehanstalten können vorwiegend jene ihre militärische Logik äußern, die selbst dieser Rationalität anhängen. Dankbar bin ich daher für ein neues Buch des Friedensforschers Thomas Roithner. Es zeigt uns den Ausweg aus den Eskalationsdynamiken von Aufrüstung, die Europa und die ganze Welt heute fesseln. Frieden und Sicherheit sind auch anders denkbar und lebbar. Es gäbe eine Sicherheitsarchitektur, die nicht selbst noch mehr die Klimakrise befeuert und damit die größte Bedrohung der Menschheit anheizt, wie dies mit militärischen Maßnahmen geschieht.

Klaus Heidegger, 5. Dezember 2025

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