
Wegen Territorien und Großmachtambitionen, um sich als Imperatoren zu generieren und um Reichtümer anderer Länder für sich zu erobern, führten immer schon Mächtige Kriege, beuteten die Völker aus – und am Ende der langjährigen Kriege wurden Länder geteilt, wurden Heldendenkmäler erbaut und Friedensverträge geschlossen. So war es schon immer. So ist es auch heute. Für den „gerechten Krieg“ – konkret waren es die habsburgischen Thronfolgekriege und der Siebenjährige Krieg Mitte des 18. Jahrhunderts – wurde die Gloriette erbaut. Abertausende Touristen bestaunen dieses Bauwerk jeden Tag neu, stellen sich vor es hin, um Selfies zu machen. Ich denke an das Blut all der Getöteten in diesen Kriegen der Maria Theresia, des Joseph II. bis hin zu Kaiser Franz, der sich hier seine Mahlzeiten servieren ließ und später grünes Licht für den Ersten Weltkrieg gab. Vier strahlendweiße waffenstarrende Riesenstatuen stehen auf beiden Seiten des Aufgangs zur Gloriette. Von der Touristen-Attraktion im Schönbrunner Park bis zur Grenze der Ukraine ist es nicht weniger weit als bis zu meinem Heimatort im Westen Österreichs. Vier Jahre schon dauert der Krieg in der Ukraine. Und wieder geht es um Territorien, geht es um den Zugang zu Ressourcen, geht es um Eroberungen und vor allem um die damit auch verknüpfte narzisstische imperiale Politik von ein paar Mächtigen, der Macht auf der kuschenden Zustimmung der Massen beruht. Mit Waffenlieferungen aus dem Westen werden die Schlachten täglich neu befeuert. Man argumentiert ganz in der Logik des „gerechten Krieges“. Am Ende wird es wieder sein: Es wird zu Friedensverträgen kommen und Territorien werden geteilt. Davor aber wird getötet und verstümmelt. Während ich auf der Mauer der Gloriette hocke und vor dem Schloss Schönbrunn das Treiben der Touristenmasse beim Christkindlmarkt sehe, frage ich mich in einer Mischung aus Verzweiflung und Traurer: Wann endlich werden die Menschen lernen, nicht mehr Kriege zu führen, sondern alle Kriege zu verbieten? Wann wird es keine „gerechten Kriege“ mehr geben, weil ein „gerechter Frieden“ nie möglich sein wird. Es gibt nur einen „schmutzigen Frieden“, so Gerhard Mangott kürzlich in einem Interview. Ein solcher Kompromiss-Frieden ist aber allemal besser, als das täglich neue Sterben.
klaus.heidegger, am Tag der Menschenrechte, 10.12.2025