
„Nicht erschrecken!“ – so wurde Ende Jänner 2025 ein offizielles Posting der Stadt Innsbruck auf Facebook und Instagram überschrieben. Darunter wird über eine zweiwöchige Militärübung im Innsbrucker Stadtgebiet informiert. Dabei komme es zum Einsatz von tief fliegenden militärischen Luftfahrzeugen und Landungen von Fallschirmspringern. Die Infostellen beruhigen wie folgt: „Für die Bevölkerung der Stadt besteht dabei keinerlei Gefahr – es handelt sich nur um eine Übung!“
Die Bevölkerung soll sich gewöhnen an die Realität des Krieges. Es ist ja nur eine Übung, wenn ähnlich den Bildern aus Kriegsländern vollbewaffnete Soldaten mit ihren Rundkappenfallschirmen aus Militärflugzeugen springen. „Nicht erschrecken“? Trotzdem erschrecke ich immer noch, wenn ich die „Bundesheer-Straßenbahn“ seit letztem Sommer durch Innsbruck fahren sehe. Eine Garnitur der Innsbrucker Tram wirbt mit olivgrünen Farben für eine „Karriere“ beim Heer, zeigt Männer und Frauen in Kampfuniformen und die bekannten Logos von „MISSION VORWÄRTS“ und „ UNSER HEER“. Die Botschaft mag auch stimmen: Das Militär bietet sichere Jobs – zumindest solange man nicht in einem Krieg stirbt.
„Nicht erschrecken!“ soll ich, wenn ich das neue Papier „Risikobild 2025“ vom Verteidigungsministerium lese und die Aussage dazu von Brigadier Ronald Vartok: „Wir befinden uns in Europa bereits im Kriegszustand“. Die Konsequenz für ihn wie für das Verteidigungsministerium: Aufrüsten! Aufrüsten! Aufrüsten! Und tatsächlich passieren die größten Beschaffungsinitiativen für das heimische Heer: Eine Milliardeninvestition allein für ein neues Raketensystem, weitere Milliarden für neue Kampfflugzeuge, neue Panzer, neue Hubschrauber. Das Stopfen von Budgetlöchern betrifft nicht die fetten Auftragsbücher für das Bundesheer.
„Nicht erschrecken!“ soll ich angesichts der Aufrüstungspläne in der EU. Die Staats- und Regierungschefs der EU werden neue Pläne schmieden und hunderte Milliarden Euro mehr in ihre Rüstungsbudgets pumpen.
Wer von einer „Festung Europa“ spricht, wird sich auch entsprechend diesem militärischen Kampfbegriff rüsten, um die Festungsmauern zu schützen. Die Brandmauern gegen Rechtsextreme werden entfernt, während Festungsmauern hochgezogen werden.
Ein Ausweg liegt wohl in einem anderen Denken, das militärischer Logik nicht entspricht. Vernetztes logisches Denken würde erkennen, wie sehr die gegenwärtigen Krisenphänomene zusammenhängen, sich gegenseitig hochschaukeln und bedingen. Die Zerstörung des Planeten in Gestalt der Erderhitzung, des Verlusts der Biodiversität und der Plünderung von Ressourcen hat direkt zu tun mit den militärischen Zerstörungen. Die ökologischen Kollateralschäden der militärischen Aufrüstung und des Betriebs militärischer Einrichtungen sind enorm. Die Kriegsherren dieser Welt füllen sich die Kriegskassa mit den Dollar- und Rubelmilliarden aus den Rohöl- und Erdgasgeschäften. Wer sein Auto an einer Tankstelle vollfüllt, wird in eine kriegerische Komplizenschaft verstrickt. Die Autokolonnen, die sich auch an diesem Wochenende wieder durch die Täler Tirols wälzten, haben so auch mit Kriegen zu tun – nicht nur mit Krieg gegen die Umwelt. Vielen von uns täte ein Erschrecken gut, damit der Einstieg in eine andere enkeltaugliche Zukunft gelänge: Ohne Aufrüstung und ohne Zerstörung des Planeten.