Ganz normaler Wahnsinn

Ich blicke auf den Inn. Wie ein reißender Bergbach. Treibholz auf seinen braunen Wellen. Starkniederschläge und damit verbunden Hochwasser sind in diesen Junitagen zur Normalität geworden. Die Anormalität wird zur Normalität. Gleich neben dem Inn die A 12 und die B 171. Auto an Auto, Lastauto an Lastauto. Tempo 100 auf der Autobahn wird kaum eingehalten. In den Nachrichten hört man: Rekordverkäufe an Neuwagen im vergangenen Jahr. Die Bevölkerung wolle mehrheitlich Tempo 100 aufheben. Abertausende haben bereits ihre Flugreisen gebucht. Nur wenige werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine Urlaubsreise machen oder mit kleinem ökologischem Fußabdruck die Schönheiten vor Ort erleben. Die Tatsache, dass Klimawandel, verursacht durch die Emission von Treibhausgasen aus dem massenhaften Individualverkehr und durch Flugreisen zu höheren Temperaturen, damit zu höherer Verdunstung, damit einerseits zu Dürren in manchen Gebieten und anderswo zu stärkeren Niederschlägen und zu Hochwasser führen, wird egoistisch ignoriert. Die Versiegelung der Böden geht weiter, weil mehr Platz für Straßen, für Parkplätze, für Einkaufszentren gebraucht wird. Hand in Hand damit nehmen politische Kräfte zu, die ebendies wollen und fordern: Mehr Freiheiten für die Autofahrer, noch weniger Steuern auf Treibstoffe, und jene, die heute schon wegen der Folgen des Klimawandels zu Hungerflüchtlingen geworden sind, sollen dort bleiben, wo sie sind, und wenn sie kommen, dann haben wir ein gut aufgerüstete Armee.

Dr. Klaus Heidegger, Absam