Nie wieder!

Nie wieder Krieg!

Nie wieder!
So denken wir heute mit Blick auf gestern,
auf den Wahn der Pogromnacht vor 80 Jahren,
auf die Schrecken der Naziherrschaft.

Nie wieder!
dürfen Jüdinnen und Juden zu Sündenböcken gemacht,
zu Feinden erklärt,
als Rasse verunglimpft,
als Jesusmörder gebrandmarkt werden.
Der Jude Jesus war einer von ihnen,
die erschlagen wurden von deutschen Herrenmenschen,
kaltblütig vorbereitet,
aufgehetzt der Mob.

Nie wieder!
darf es antijüdische Polemik geben.
Lügenlegenden in Gestalt von Ritualmordgeschichten
sind entlarvt als gemeines Machwerk.
Als Jude starb Jesus am Kreuz.
Jüdisch ist die Seele des Christentums.

Nie wieder!
soll Propaganda die Wahrheit verdrehen
und der Lüge zum Sieg verhelfen.
Wo Medienfreiheit abgeschafft wird,
wo kritischer Journalismus geknebelt wird,
wo Fake die News verdrängen,
breitet Unrecht sich aus.

Nie wieder!
dürfen Menschenrechte mit Füßen getreten werden,
darf mit juristischen Winkelzügen Unmenschlichkeit erlaubt werden.

Nie wieder!
dürfen Synagogen oder Kirchen oder Moscheen brennen,
weil jede Religion ist heilig,
weil Religionsfreiheit ein Menschenrecht.

Nie wieder!
darf eine Religionsgemeinschaft diffamiert,
darf freie Religionsausübung eingeschränkt werden,
wenn Menschenrechte ihr Maßstab sind.

Und morgen werden wir gefragt werden,
so wie wir heute fragen,
warum haben Menschen damals nichts getan,
haben zugeschaut,
haben weggeschaut
oder gar mitgemacht,
nicht aufgeschrieen,
nicht in Schutz genommen,
nicht protestiert,
wart „part of the game“?

Mehr als 1500 Menschen ertranken in diesem Jahr im Mittelmeer,
Mauern werden hochgezogen,
Hungersnot in afrikanischen Ländern wegen der Kriege,
ausgetragen mit Kriegsgerät aus Europa und den USA,
Massenflucht angefeuert wegen klimatischer Veränderungen,
Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft im Un-Geist neoliberaler Profitlogik,
gemeinsame Lösungen auf Weltebene werde nationalistischem Kleingeist geopfert,
Menschen werden auch heute wegen ihres Glaubens verfolgt.

Nie wieder!
Dieser Ruf wecke uns auf!

Klaus Heidegger, Im Gedenken an den 9. November 1938