Widerständisches Stimmungsbild aus Innsbruck

Ins revolutionäre „Bella Ciao“ von der StreetNoise Orchestra-Gruppe vermischen sich die Glocken der Spitalskirche. Heute klingen sie wie Widerstandsglocken. Menschenmassen drängen sich an diesem kalten Frühlingsnachmittag in die Shopping-Hotspots Rathausgalerien und Benkos Kaufhausimperium. Eine Kundgebung vom „Bündnis gegen Armut & Wohnungsnot in Innsbruck“ ist wie ein Sandkorn in diesem vorösterlichen Getriebe. Oben auf der Annasäule singt Maria ihr revolutionäres Lied: „Die Armen beschenkt er mit seinen Gaben, die Reichen lässt er leer ausgehen.“ Die Rednerin und Redner unten erzählen von den Auswirkungen des geplanten Sozialhilfegrundsatzgesetzes auf Menschen in Tirol. Türkis-Blau plant die Bedarfsorientierte Mindestsicherung abzuschaffen. Obwohl in Tirol nur 1% der Bevölkerung Mindestsicherung beziehen, soll bei ihnen der Sparstift angesetzt werden. Betroffen wären vor allem Kinder und Jugendliche. Mindestsicherung wird derzeit dann gewährt, wenn das Einkommen nicht zum Leben reicht. Diese 1%-Menschen sind jene, die Lieblinge Jesu und der Kirche sind: Alleinerzieher*innen oder Familien mit wenig Geld, Menschen mit Behinderungen, Wohnungs- oder Arbeitslose, kranke Menschen an der Armutsgrenze. Deswegen singt Maria gegen die kalte Luft aus dem Osten „…die Mächtigen stürzt er vom Thron und hebt empor die Niedrigen“. Deswegen stehe ich nicht nur als Individuum, sondern auch als Vorsitzender der Katholischen Aktion da und neben mir eine Klosterschwester. Deswegen sind katholische Organisationen im Bündnis vertreten. Türkis-Blau plant im Sozialbereich einen Paradigmenwechsel: Eine Sozialpolitik nicht mehr mit dem Ziel der umfassenden Teilhabe für alle Menschen, sondern: „Wer arm ist, gehört nicht dazu.“ Verstärkt werden sollen Sanktionsmaßnahmen statt Unterstützungsmaßnahmen. Die türkis-blaue Logik der Sozialpolitik lautet: „Wer arm ist, ist selber schuld.“ Und: „Wer arm ist, ist nahe an der Kriminalität“. Die Organisator*innen der Kundgebung tragen in sich die Hoffnung der Auferstehungsbotschaft aus dem Blickwinkel der Armen: „Wir brauchen ein Mindestsicherungsgesetz, das Menschen in Tirol und ganz Österreich vor Armut schützt!“

Klaus Heidegger, 12. April 2019

Kommentare

  1. Ich verstehe nicht,warum wenn – aus welchen Gründen auch immer – von der Öffentlichkeit das Geld gekürzt wird, wir uns als Christen nicht aufmachen und, wenn jede/r nur Einen/Eine von den Bedürftigen zu helfen versucht/ unterstützt , dann ist ein Zeichen gesetzt und anderen geholfen,die es benötigen……………warum muss statt einer wirklichen Hilfsaktion erst protestiert, lamentiert werden oder in Lähmung verfallen werden…………geholfen ist damit aktuell und akut niemandem der gerade Unterstützung braucht. Tragen wir doch selbst was bei UND DANN wenns aktuell wird,schaun wir, was da passiert,…………man ist halt dann nicht in der Zeitung, man hat halt dann kein öffentliches Gütesiegel und kein Publikum : aber nicht im Vorhinein lamentieren.Wer weiß denn wirklich genau wie die Änderung aussieht ? Das haben doch alle nur aus den Medien ! Kennt wer denn wirklich den Änderungstext ? Ich nicht !

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