Analoge Sitzungsunterbrechung zwischen virtuellen Meetings

1333 Höhenmeter, 13 Kilometer und rund zwei Stunden mit dem Mountainbike sind es von meinem Computer bis zur Terrasse von der Seegrube auf 1900 m. Hinunter sind’s nicht ganz 40 Minuten. Inmitten von vielen Online-Meetings und Konferenzen, die frühmorgens beginnen und spätabends enden, bleibt mittags Zeit für eine körperlich-seelische Wartungsarbeit. Letzterer Begriff kommt mir, während ich windgeschützt auf der leeren Plattform vor dem Seegruben-Restaurant sitze. Selbst die Bergdohlen haben sich heute verzogen. Dort, wo sich an den meisten Tagen in Vor-Corona-Zeiten Touristinnen und Touristen von Japan über die USA, von Indien bis Russland trafen, wo in den Wintermonaten Skifahrer mit ihren schweren Schuhen über die Betonplatten klopften, dort bin ich in dieser Lockdown-Phase – während die Nordkettenbahnen Revisionsarbeiten haben – an diesem Tag allein. Die wunderbar klingende Domglocke von Innsbruck läutet den Angelus ein und durchbricht die Lärmglocke von Innsbruck. Von Süden und Westen her drängen die Wolken, die für die nächsten Tage Schneefall bringen werden. Die 3000er der Stubaier sind eingetaucht in Wolken. Ich atme mich frei von den Emissionen der Stadt, die wie ein grauer Schleier über dem Häusermeer liegen. Das Hinauffahren ist stets befreiend. Von Meter zu Meter geht es weg von der Stadt, die selbst in dieser Lockdown-Zeit ihre Hektik und den Lärm nicht verliert. Zuerst durch Hötting, dann hinauf die Höttinger Höll mit ihren 28 Prozent Steigung zum Gramartboden, weiter durch den Waldgürtel zur Umbrüggler Alm und dann Richtung Höttinger Alm. Nur wenige Menschen sind unterwegs. Es ist so ruhig, dass ich die welken Blätter höre, die vom Föhn auf den Boden geblasen werden. Laut sind nur manche Gedanken in mir. Ab der Bodensteinalm ist es das Kunststück, bei den Steilstücken und die Kehren hinauf – oft über 20 Prozent – dosiert zu fahren, die Kraft richtig einzuteilen und zwischen dem Schotter eine Spur zu finden, wo der Hinterreifen nicht durchdreht. Es geht heute gut. Hätte ich viel Zeit und die Trailrunning-Schuhe dabei, würde ich wohl noch auf die Hafelekar-Spitze hinauflaufen. So aber genieße ich die Abfahrt die Serpentinen hinunter. In einer Dreiviertelstunde startet die nächste Online-Konferenz.