„Die Waffen nieder!“ – Happy Birthday Bertha von Suttner

Gedankenversunken werfe ich meine glänzende 2-Euro-Münze in den Schlitz des Garderobenkästchen im Innsbrucker Tivoli. Diese Münze trage ich meist bei mir. Das Porträt auf der einen Seite zeigt Bertha von Suttner. Heute wäre sie 180 Jahre alt geworden. Seit ich bewusst friedenspolitisch denke und handle, ist sie mir Wegbegleiterin. Ihr Buch „Die Waffen nieder!“ und ihr Leben waren mir wesentliche Argumentationsstütze bei der Zivildienstkommission. Rundenschwimmen im Becken des Tivoli mit Blick in den Himmel ist geeignet, um Gedanken immer wieder aufsteigen zu lassen und zu ordnen. Sie sind seit mehr als einem Jahr immer wieder beim russisch-ukrainischen Kriegsgeschehen. „Die Waffen nieder!“ – es würde mit Blick auf das Grauen dieses Krieges bedeuten, alles zu tun, damit Morden und Zerstören gestoppt werden. Die letzten Monate haben schrecklich gezeigt, welches Grauen Kriegsstrategien nach sich ziehen. Städte und Dörfer, die erobert und zurückerobert werden und um die monatelang gekämpft wird, bleiben als Ruinenstädte zurück, deren Straßen mit Leichen gepflastert sind. Wer um Sieg oder Niederlage kämpft, schert sich weder um Menschenleben noch um Menschenrechte. Im Gegenteil: Brutalität ist kalkulierte Strategie genauso wie gezielte Attacken auf lebenswichtige Infrastruktur. Die Zerstörung der gigantischen Staumauer in Kachowka ist Teil einer Politik, die sich auf Offensiven und Gegenoffensiven eingelassen hat. Die Eskalation reicht bis zu Drohungen mit Atomwaffen. In den Nachrichtensendungen erklären uns seit Monaten Offiziere in Kampfuniform als Kriegsexperten, wie die Logik des Krieges funktioniert. Darin sind sie Experten. Es gäbe aber auch die anderen Stimmen mit anderen Botschaften. Heute beginnt in Wien eine dreitägige internationale Friedenskonferenz unter dem Titel „Peace by peaceful means“. Expertinnen und Experten aus verschiedenen Erdteilen und von unterschiedlichen Friedensorganisationen werden sich darüber austauschen, wie in der Ukraine Frieden wiederhergestellt und Aggressionen gestoppt werden können. Werner Wintersteiner, einer der Organisatoren der Friedenskonferenz, schreibt dazu: „„Waffenstillstand heißt nicht die Anerkennung bestehender Frontlinien als Grenzen, sondern nur ein Ende des Tötens und des Mordens, ein Stopp der Zerstörungen. Raus aus den Schützengräben und Bunkern, hin zu neuem freiem Leben! Verhandlungen heißt nicht Zustimmung oder Anerkennung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russland gegen die souveräne Ukraine, heißt auch nicht die Vorgeschichte dieses Krieges besonders die NATO- Osterweiterung aus den Augen zu verlieren, sondern Wege für die gemeinsame Gestaltung der Zukunft an dem Verhandlungstisch zu entwickeln – wahrscheinlich unter der Beteiligung von internationalen Moderatoren bzw. Mediatoren des Globalen Südens.“ In solchen Worten lebt wohl auch die Friedensnobelpreisträgerin und das heutige Geburtstagskind Bertha von Suttner. Sie lebe!

k.heidegger, 9.6.2023

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