Zwieselbacher Rosskogel als stets neues Erlebnis

Manche schreiben und sagen, diese Tour sei überlaufen, da sollte man lieber nicht gehen in der Mitte des Winters, an einem strahlend blau-weißen Sonntag, an dem der Lawinenwarndienst die Situation als „mäßig“ einstuft und das Wetter bitterkalt ist. Zu viele seien da unterwegs. Den Zwieselbacher kenne ich und mag ihn gerade deswegen, weil als Sologeher bin ich auf dieser Route doch nicht so ganz solo, muss mich um ein Spuren nicht kümmern, kenne ich die Zeiten, um pünktlich wieder den Retourbus zu erwischen. Auf einen Berg, den ich mag, gehe ich gerne auch mehrmals im Winter oder Frühling. Lukas Ruetz, der wohl beste Kenner der Sellrainer Berge, ist schon weit mehr als 100 mal auf dem Zwieselbacher Rosskogel gestanden. Er zählt zudem zu den klassischen Öffi-Touren – deswegen mag ich ihn besonders. Mit Rad zum Bahnhof, mit Bus um 8.00 Uhr ins Sellraintal bis Haggen (1642 m) und von dort beginnt gleich der Aufstieg. Tatsächlich ist der Parkplatz ebendort schon voll. Schon sehe ich aufgefädelt einige Tourengeher:innen ins Kraspestal durch den anfangs lichten Lärchenwald gehen. Die erste und wohl einzige Problempassage bei dieser Tour ist die 1. Zwing, ein kurzes enges, schluchtartiges Steilstück. Heute ist es weniger vereist und die Spitzkehren lassen sich relativ problemlos machen – zur Sicherheit lege ich die Harscheisen an. Danach wird es wieder entspannt. Problemlos ist die 2. Zwing. Weiter geht es über Mulden zu der Flanke, die mir heute gar nicht gefällt. Starker Wind hat die Spur der einzigen zwei, die nun vor mir sind, schnell zugeweht. Der windgepresste Harschdeckel ist wie eine 5 Zentimeter dicke Eierschale, unter der es hohl ist. Allein bin ich schließlich am Gipfel, 3082 m, 1462 Höhenmeter im Aufstieg, die Ski ließ ich am Depot, und jedes Mal neu beeindruckt mich die großartige Bergwelt ringsum. Die Abfahrt bietet von der Schneequalität alle Varianten bis auf Firn: Pulver, windgepresster Schnee und vor allem viel Bruchharsch, der eine eigene Abfahrtstechnik nahelegt. Nach knapp vier Stunden wieder zurück in Haggen. Auf der Sellrainer Landesstraße ist fast Kolonnenverkehr. Dankbar bin ich wieder für die Öffis, für das Wahrnehmen der Mitreisenden, die vom Skifahren, von Skitouren, vom Rodeln zurückkommen und nun mit ihren Wintersporterlebnissen entspannt im Bus sitzen. Man sieht ihnen an, dass die Berge sie müde und glücklich gemacht haben. Busfahren multipliziert das eigene Erleben.

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