Friedensworte mit konkreten Inhalten füllen!

Es ist wichtig, wenn Kardinal Schönborn in einer aktuellen Ausgabe der Gratiszeitung „heute“ mit Blick auf Papst Leo XIV. von der Bedeutsamkeit von „Frieden“ spricht. Zeitgleich finden in Gaza „Völkermord“ (© Internationaler Gerichtshof, Papst Franziskus) und Kriegsverbrechen (Hunger als Waffe) statt. Ich wünsche mir Vertreter der Kirchen, die deutlich dem israelischen Kriegskabinett sagten: Hier wird Völkerrecht verletzt. Die permanente Bombardierung von zivilen Zielen im Gazastreifen ist kein Weg zum Frieden, sondern zielt auf die Vertreibung der Bevölkerung. Der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer hat diese klaren Worte gefunden und kann sich dabei auch auf israelische und jüdische Stimmen stützen, die vor der humanitären Katastrophe warnen. Wenn 2,4 Millionen Menschen in Gaza hungern und die israelische Armee gleichzeitig Hilfslieferungen seit Monaten blockiert, wenn – so ein Bericht im STANDARD vom 17.5., Babys bereits zu schwach sind, um noch schreien zu können und Mütter Schildkröten aus den Kloaken fischen und Gras kochen, damit sie noch etwas zu essen haben, wenn all dies stattfindet, braucht es ein deutliches NEIN!

Es ist ermutigend, wenn Papst Leo XIV. sich von Beginn an für einen konkreten Weg des Friedens einsetzt und dabei den Vatikan als Ort anbietet, in dem Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland stattfinden könnten. Es heißt: Der Heilige Stuhl stehe bereit, „damit sich die Feinde begegnen und einander in die Augen schauen können, damit den Völkern die Hoffnung zurückgegeben wird und ihnen die Würde wiedergegeben wird, die sie verdienen, die Würde des Friedens.“ Angesichts der Unmöglichkeit, in der Ukraine mit Waffengewalt einen Frieden erkämpfen zu können, gilt im vierten Kriegsjahr mehr denn je die damalige Forderung von Papst Franziskus nach einer „weißen Fahne“ und dem Ende der Kampfhandlungen.

Es ist bedeutsam, wenn bei den vielen Gedenkveranstaltungen anlässlich 80-Jahre-Kriegsende und 70-Jahre-Staatsvertrag an die Menschen, Gemeinschaften und Initiativen erinnert wird, die zur Befreiung vom Nazi-Terror beigetragen haben: Auch an die Deserteure, an die weißen Fahnen, die zur Kapitulation ermutigten. Zugleich bräuchte es auch heute konkrete Worte, wenn in den nächsten Jahren das heimische Militärbudget verdoppelt werden soll, wenn neue Rüstungsdeals abgeschlossen werden und wenn sich EU-Abgeordnete innerhalb der Europäischen Union nicht kritisch gegenüber einem Kriegskurs abgrenzen.

klaus.heidegger, 17.5.2025

(Foto: Temporäres Denkmal für Deserteure in Innsbruck, Maria-Theresienstraße. Der Stein ist von jenem Ort, an dem kurz vor der Befreiung von Innsbruck Deserteure hingerichtet worden sind.)

Kommentare

  1. Trotzdem braucht Europa eine glaubwürdige Verteidigung. Wer auf eine Bedrohung eine entsprechende Antwort hat, kann diese verhindern.

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