
Das Weiß des Schnees und der Gletscher ganz oben auf den Bergen mag ich, weil es die Farbe des Lichtes ist, in dem die Farben des Lebens deutlicher erscheinen können.
Die Wildheit der Bergwelt mag ich, weil ich mich mit den Kräften der Natur verbunden fühle.
Den frischen Bergwind mag ich, weil er mir die Tränen des Tales trocknet.
Den weiten Blick vom Gipfel mag ich, von dem meine Träume befreit von den Engen fliegen können.
Verschlafen liegt an diesem Freitagmorgen der Alpengasthof Lüsens. Von außen merkt man dem Gebäude an, dass es gut 200 Jahre alt ist und einst den Stiftsherren von Wilten als alpine Residenz diente. Seit 100 Jahren ist es ein Gasthaus und ein einfacher Beherbergungsbetrieb und hat nichts von dem alten Charme verloren. Ein Türmchen im westlichen Teil zeigt an, dass sich darin auch eine alte Kapelle befindet. Rundherum ist hier im Talschluss von Lüsens noch Winter, während unweit in den Tälern draußen frühsommerliche Temperaturen das Leben bestimmen. Hier können Langläufer selbst Ende März ihrem Sport nachgehen. Frisch angeschneit ist die mächtige Mauer hinauf zum Lüsener Fernerkogel. Keine Spur ist darin. Unser Ziel ist die Schöntalspitze. Wo ich vor drei Tagen die steile Abfahrt südwestlich der Aufstiegspur nehmen konnte, liegen jetzt die Knollen einer mächtigen Nasschneelawine. Der ganz Hang darüber ist abgebrochen. An einer kurzen Stelle müssen wir in der Aufstiegsspur die Ski abschnallen. Hinter der Kuppe nach dem Waldaufstieg beginnen die weiten Hänge. Ich wähle im aufgeweichten Firn eine direkte Linie, gedankenversunken und bergverbunden, nehme wieder für den Gipfelaufbau Steigeisen und Pickel und bin so viel sicherer. Für die 1400 Höhenmeter-Abfahrt haben wir feinen und dicken Firn.