
Die Auffahrt mit den Liftanlagen des Stubaier Gletscherbahnen katapultiert mit unnatürlicher Geschwindigkeit unsere Gruppe in 3000er-Höhe. Wieder habe ich das Privileg, mit einer Gruppe des Haller Alpenvereins unterwegs zu sein. Die Tourenführerin und ihr Partner haben unsere Gletscherhochtour so geplant, dass wir das Bestmögliche aus diesem Tag herausholen können. Der Himmel ist strahlendblau, der Schnee auf den Bergen leuchtet mit kräftigem Weiß. Wir starten bei der Bergstation Schaufeljoch. Vor uns ist der erste Teil der Tour schon gut einsehbar. Das Zuckerhütl ragt als imposantes Firnhorn heraus. Daneben ist der Wilde Pfaff, unser erstes Ziel des heutigen Tages. Über den Gaiskarferner fahren wir über gefrorenen Firn hinunter zum Anfellplatz. Von dort steigen wir über den sanften Pfaffenferner zum Pfaffenjoch. Die Spur führt am oberen Teil des weitläufigen Sulzenauferners vorbei am Zuckerhütl und zuletzt etwas steiler hinauf zum Gipfel des Wilden Pfaff (3458 m). Die Bedingungen sind ideal. Der Schnee ist griffig. Die Harscheisen können im Rucksack bleiben. Am Gipfel: Der Rundumblick von solcher Höhe, das gemeinsame Gipfelerlebnis als Gruppe und mit mir besonders nahen Personen – dankbar bin ich für dieses Geschenk. Zunächst können wir noch über Pulverhänge im oberen Teil des Sulzenauferners hinunterwedeln, bevor es wieder anfellen heißt. Der zweite Gipfel, der Pfaffenkogel (3366 m), ist unweit vom Pfaffenjoch. Die Abfahrt vom Gipfel über die nordöstlichen Hänge ist ein Skitourengustostückerl vom Feinsten, die uns vergönnt ist, weil sie unserer Tourenführerin als Leckerbissen vertraut ist. Ohne solche Expertise wäre da eine Abfahrt nicht sinnvoll. Sie beginnt fast direkt am Gipfel, enthält steile Passagen, zwei längere Querungen über felsigen Abbrüchen und dann am Schluss ein noch mit Pulver gefüllter Steilhang. Der Schnee am Pfaffenferner unten ist nun schon firnig geworden. Es folgt nochmals ein Aufstieg und zurück zu den Liftanlagen des Stubaier Gletscherbetriebes: von der Einsamkeit der Bergwelt zurück in ihre kapitalistisch-industrielle Verwertbarkeit.
(Klaus Heidegger, 3.4.2025)