
Extra omnes, mit diesen Worten begann das Konklave und schloss sich die große hölzerne Tür. Extra omnes – jetzt ist Zeit, „außerhalb von allen“ eine Entscheidung zu treffen. Extra omnes – alle hinaus, alle, die nicht Männer sind, also alles hinaus, was weiblichen Geschlechts ist, alle hinaus, die nicht „geweiht“ sind, die nicht Kleriker sind. Die Kardinäle wollen unter sich sein. Wir alleine entscheiden, wir 133 Männer mit den roten Kardinalsroben und Kardinalsmützen und weißen gestickten Alben, mit Kleidern, die heute so albern aussehen, dass die Dragqueens unserer Zeit fast ein Nachsehen haben. Aber die Welt hat ihre Show, wenn sich die römisch-katholische Kirche in dieser Weise nach alten Ritualen inszeniert, die so gar nicht zu einem aufgeklärt-rationalen Weltbild passen. Die Fernsehkameras sind auf den frisch montierten antiken Kamin gerichtet und die Massen blicken fasziniert darauf, welche Farbe der Rauch haben wird, der aus demselben kommen wird. Wenn in den Berichterstattungen über die Wahl des „Stellvertreter Gottes“ – so die fast blasphemische Schlagzeile in der Tiroler Tageszeitung – über die „Kammer der Tränen“ geschrieben wird, so erinnert dies etwas an ein Drehbuch für Harry Potter mit der „Kammer des Schreckens“, wenn ich den Aufmarsch der Kardinäle sehe, dann muss ich an die Jedi-Ritter denken, die auf der Suche nach einem Luke Skywalker sind. Der Vatikan versteht es jedenfalls, die größten Blockbuster aus Hollywood in den Schatten zu stellen. Seit dem Tod von Papst Franziskus ist es mir, als wäre mit seinem Tod in der medialen Aufmerksamkeit das auch gestorben, was mir bei Papst Franziskus so wichtig geworden ist: Eine Kirche, die auf Pomp und barockes Gehabe pfeift und sich anstelle dessen den Armen und Verarmten, den von Kriegen und Naturzerstörungen betroffenen Menschen, den an den Wohlstandsmauern Gestrauchelten und im Mittelmeer ertrinkenden Menschen zuwendet, die sich synodale Strukturen geben möchte und mit jenen unseligen Verdikten aufräumt, die zu lange das Sprechen kirchlicher Obrigkeiten gegenüber Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung prägte. Unter den wahlberechtigten und zum Papst wählbaren Kardinälen sitzen aber Männer mit einer homophoben Grundeinstellung, selbst wenn sie aus Ländern kommen, in denen Schwule mit Todesstrafe rechnen müssen. Extra omnes und innerhalb der Sixtinischen Kapelle gibt es einen Papabile wie den ungarischen Primas, der sich zum Unterschied von Papst Franziskus nie von Orban distanzierte, der Sympathien für die AfD erkennen ließ und erklärte, für ihn würden homosexuelle Partnerschaften „Gottes Plan für Ehe und Familie“ widersprechen. Solche Grundeinstellung passt zu manch anderem der Kardinäle. Der Primas aus Ghana etwa meinte, in Afrika würde es gar keine homosexuellen Menschen geben. All dies widerspricht der Richtung, die Papst Franziskus vorlebte. Er segnete queere Paare, telefonierte mit queeren Menschen und schrieb ihnen persönliche Briefe. Vielleicht aber – und das bleibt meine Hoffnung – wird es doch einen neuen Papst geben, der zuerst einen franziskanischen Blick für die Verarmten dieser Welt hat. Da gäbe es unter den Kardinälen einige, die solchem Profil entsprächen. Sie würden die wirklich echten Probleme in den Mund nehmen und nicht schweigen angesichts der Kriege und Kriegsvorbereitungen und der Zerstörung des Planeten Erde durch rücksichtslos-egoistischen Konsum. Der Blick auf die Beschaffenheit des Rauches aus dem Vatikan würde nicht den Blick auf die wirklichen Herausforderungen unserer Zeit vernebeln. Vielleicht gibt es doch einen weißen Rauch für einen Papst der Armen, einen Papst des Friedens und der Versöhnung, einen Papst, der endlich mit den sexistischen und monarchistischen Strukturen in der Kirche aufräumte und ein neues großes Konzil dafür einberiefe.
Es gibt besonders seit d NS Zeit zu viele Varianten von Kirchenhass. All Deine Kritik hat auch Franziskus, bis zum Tod der wunderbare Poverello gelebt. Er, einer der 50 Kardinäle, die sich in den Katakomben die „Befreiungskirche“ geschworen haben. Woher nimmst Du nach Franziskus diese Anwürfe? Seine unvergleichlich sanfte Stimme ist verstummt. Gib ihm Deine Stimme für sein Lebenswerk. Weißt Du, ob Leo der XIV nicht einer von den 50 Katakombenkardinälen ist, der diesen Friedensweg weiterführt,