
Eine aktuelle Installation im Kreuzgang des Volkskunstmuseum verleitet mich, wieder einmal die „Schwarzmanderkirche“ zu besuchen und damit meine friedenspolitischen Gedanken mit der Kunsthistorie zu verknüpfen. 28 überlebensgroße Bronzestatuen stehen Spalier am Kenotaph von Kaiser Maximilian, der dann doch nicht darin begraben wurde, stehen also letztlich irgendwie umsonst in ihrem ganzen Prunk da. „Schwarzmander“ müsste jedenfalls gegendert werden, weil unter den 28 Statuen auch achte Frauengestalten sind. Was auffällt: Alle Männergestalten sind ritterlich schwerstbewaffnet, ausgestattet mit Schwert und Dolch, bekleidet mit schwerer Kettenrüstung, mit Harnischen, Armschienen, Panzerhandschuhen und Eisenschuhen. Es ist in Bronze gegossene Entschlossenheit zum Kämpfen, zum Kriegen, zum Töten. Auf der anderen Seite sind da die Frauengestalten. Keine dieser Frauen trägt eine Rüstung, keine Schwerter, keine Dolche. Man muss sich vor ihnen nicht fürchten. Die Frauen halten in ihren Händen Bücher, in die sie blicken. Weise und starke Frauen – nicht bereit für den Kampf. Die Hofkirche zu Innsbruck stellt damit ein friedenspolitisches Sinnbild auch für die Gegenwart dar. Der Kriegskaiser Maximilian I. hinterließ aufgrund seiner Kriegspolitik ein Reich in Schulden. 28 grausame Kriege soll er geführt haben. Maximilian war Feldherr und Kriegsmann. Er setzte auf militärische Gewalt und trieb den Auf- und Ausbau der habsburgischen Rüstungskapazitäten weiter. Seine imperiale Zeit war geprägt von Gemetzeln und Eroberungen. Andererseits sind da die Frauen mit ihren Büchern, die ihre Männer in sinnlosen Eroberungsschlachten verloren. Keine Gewalt, keine Waffen, kein Eisengewand, sondern lustvoll verspielte Kleider. Ich denke an Greta und die Gaza-Friedensflotte. Beim Hinausgehen aus der Kirche steht wie eine Faust aufs Auge übermächtig hässlich das Standbild von Andreas Hofer an jener Stelle, wo seine Gebeine begraben sind. Daneben erinnert eine Grabplatte an Pater Haspinger, der mit erhobenem Schwert und religiöser Rhetorik zu Beginn des 19. Jahrhunderts in antiwoker Gesinnung und beseelt von Verschwörungsmythen zu einer finalen Schlacht gegen Bayern und Franzosen aufrief. Ein Mann, der als Mitglied eines franziskanischen Ordens in der Tradition des Heiligen Franz stehen sollte, wurde zum Kriegshysteriker. Seine Sprache und sein Tun erinnern an die religiös martialischen Kräfte, die heute zu den schlimmsten Blutbädern führen. Noch einmal denke ich an den Text der Kaddish, die von den Künstlern beim Ausgang auf den Boden gelegt wurde: ein Banner mit großen hebräischen Buchstaben, über denen Glasscherben liegen und braune Fußabdrücke darauf zu finden sind. Ich höre die Nachrichten aus dem Nahen Osten und die Hoffnung lebt, dass die weisen Bücher in den Händen doch stärker sein könnten als die Schwerter.