Christkönigssonntag und der königliche Leithammel

 

In diesen Zeiten von Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Erdogan tut es gut, an einen anderen Königsstil zu denken: Keine Herrschaft, die mit Gewalt daherkommt, sondern ein König selbst ganz gewaltfrei bis zum Kreuz; kein Despot, der andere unterdrückt, um selbst groß sein zu können; kein Autokrat, der rücksichtslos seine Interessen durchsetzt; kein Narzisst, der auf der Welle des Populismus daher schwimmt. Christus, der König, ist so ganz anders und stellt damit die heutigen Großmänner radikal infrage. Infrage gestellt werden aber auch jene, die sich nicht dem Christkönig, sondern den Großmännern verschrieben haben und diese mit ihrem Wahlverhalten in die Macht hieven und mit ihrem Lebensstil unterstützen.

Am Ende des Kirchenjahres, wenn wir das Christkönigsfest feiern, werden wir getröstet, dass das Ende nicht die finale Klimakatastrophe, nicht der atomare Supergau, nicht der Dritte Weltkrieg und nicht ein Orwell’sches 1984 sein wird. Evangelikale fundamentalistische Prediger deuten den Namen Donald Trump wie folgt: Donald heiße übersetzt „Herr der Welt“ und mit Trump sei die Trompete gemeint, die zum Triumph am Ende der Tage geblasen wird. Donald Trump also als Retter der Welt am Ende der Tage?  Die Gegenbotschaft am Christkönigssonntag ist jedoch so ganz anders: Mit Blick auf Christus lässt sich diese Welt retten. Die Waffenarsenale lassen sich abbauen; die ökonomischen Schieflagen lassen sich begradigen; der Klimawandel lässt sich stoppen: Christus ist König.

Wie freilich kommt nun dieser König? Es ist zweifellos eine Frage mit politischem Anspruch, die auch so lauten könnte: Wie kommen Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung mit der Schöpfung?

Wir dürfen nicht aufhören darüber zu schreiben und zu reden, dass immer wieder Flüchtlinge im Mittelmeer sterben. Kurz vor dem Christkönigswochenende 2016 ertrinken wieder Hunderte im Mittelmeer. Fast 5000 sind so im Jahr 2016 bereits gestorben. Zugleich werden mit tatkräftiger Unterstützung des offiziellen Österreichs die Festungsmauern gebaut und gesichert. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil besucht die Befestigungsanlagen des Staates Israel, um sich daran ungeniert ein Vorbild zu nehmen. Die FPÖ und Norbert Hofer hofieren die tschechischen und ungarischen Politiker, die für militärische Aufrüstung in Europa eintreten. Die Doskozil-Doktrin lautet: Ausweitung der Heeresaufgaben und Aufrüstung.

Christus, der König, kommt nicht in eine heile Welt, sondern in eine Welt voller Gebrochenheiten, Zerstörungen und Kriege. Er kommt nicht mit Gewalt, sondern absolut gewaltfrei.

Heute müssen wir uns fragen: Was bedeutet Christkönig für die Tausenden Flüchtlinge, die in Kroatien – teils Abgeschobene aus Österreich – oder in Griechenland in menschenunwürdigen Behausungen vegetieren, oder für jesidische Familien mit Kindern, die wieder eine Nacht in der Kälte in einer Zeltstadt verbrachten, weil sie vor einem Genozid geflüchtet sind? Der Narzissmus der Trumps  mit ihrem Zurschaustellen von Reichtum und Luxus ist ein Hohn angesichts der Nöte unserer Zeit.

Christus, der König, kommt heute in Gestalt der „Ärzte ohne Grenzen“, der entwicklungspolitischen Organisationen oder der Frau, die für die Caritas-Sammlung von Haus zu Haus geht, weil es ihr eben nicht egal ist, dass es Arme in diesem Land gibt. Christus ist zu Gast bei der Armutskonferenz, für die eine Kürzung der Mindestsicherung ein Skandal ist. Christus schläft bei den Obdachlosen und gibt ihnen noch Hoffnung in einer Stadt, die mit Bettelverboten, Mietzinshilfebremse und geplantem Schlafverbot im öffentlichen Raum die Armen, aber nicht die Armut bekämpft.

Christus ist für uns Christen und Christinnen ein Leithammel, aus der sich eine christliche Leitkultur ergeben kann. Der Wertekanon ist nicht beliebig: Da wird dann nicht mehr gelogen wie in der Automobilbranche. Die tatsächlichen Verbrauchswerte – so eine gestern veröffentlichte Studie – liegen 46 Prozent über den angegeben Werten. Da wird nicht mehr gestohlen. Weltweit werden heute 50 Prozent der Flächen in den Entwicklungsländern für Futtermittel und damit für den hohen Fleischkonsum angebaut. Da wird nicht mehr für Kriege produziert: Deutschland ist in der Regierungszeit von Angela Merkel zum weltweit drittgrößten Exporteur von Kriegsmaterialien geworden und liefert vor allem in die Krisenregionen des Nahen Ostens. Dies passt so gar nicht zum humanitären Willkommensgeist der deutschen Langzeitregierungschefin und ihren christlichen Werten. Wer dem Leithammel Christus folgt, legt einen anderen Lifestyle an die Tagesordnung, der sich nicht an die herrschende Kultur anpasst und sich auch in einem entsprechenden Konsum- und Mobilitätsverhalten zeigt, der ressourcen- und energieschonend ist.

Klaus Heidegger

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