FPÖ-Wertekultur gegen christliche Wertekultur der Barmherzigkeit und Gewaltfreiheit

 

Welche Leitkultur?

Der Präsidentschaftskandidat der FPÖ, der Präsident aller Österreicher werden will, redet so gerne von Kultur und von Werten. Er möchte als Präsident ein engeres Bündnis mit den Visegrád-Staaten.  Serbien, Slowenien und Kroatien hätten eine „ähnliche Kultur“ (Tiroler Tageszeitung, 20.11.2016) wie Österreich. Im freiheitlichen Kontext wird gerne von einer „Leitkultur“ gesprochen und von den Werten des christlichen Abendlandes, das es zu verteidigen gelte. Landauf landab lassen die blauen Masterminds plakatieren, dass Gott auf der Seite von ihrem Kandidaten stünde. Doch was wären die christlichen Werte, für die sich ein Einsatz lohnt? Sie sind nicht postmodern beliebig, sondern das Leben und die Botschaft von Jesus Christus und die Lehre der Kirche legen solche Werte und entsprechende Werke fest.

Im Christentum gibt es die klassische Lehre von den Werken der Barmherzigkeit, die ein praktikabler Maßstab ist, um auch unsere Politiker und Politikerinnen beWERTen zu können. Ein Präsidentschaftskandidat, der sich demonstrativ und plakativ „christlich“ gibt, darf wohl daran gemessen werden.  Zu den sieben Werken gehören etwa Hungrige speisen, Kranke pflegen oder Fremde beherbergen – und, so Papst Franziskus am Weltschöpfungstag Anfang September 2016, auch das Werk des Umweltschutzes, um das die sieben traditionellen Werke ergänzt werden sollten.

Erstens: Ökologische Werte und Werke – das 8. Werk der Barmherzigkeit

Wie nun halten es die FPÖ und ihr Kandidat mit der Umwelt? Die größten ökologischen Problemfelder werden geleugnet oder ignoriert. So überrascht es auch nicht, dass die rechtspopulistischen Politiker allerortens Donald Trump zum Wahlsieg gratulierten – unter ihnen auch die freiheitliche Spitze in Österreich. Trump steht für eine Politik der kaltschneuzigen Leugnung der Klimaerwärmung, die – so Trump – nichts anderes sei als eine „chinesischer Hoax“. Das Klimaabkommen von Paris wird vom künftigen US-Präsidenten infrage gestellt.  Die FPÖ und ihr Kandidat Hofer haben in diesen langen Wahlkampfzeiten Umweltschutzinitiativen, die der Verkehrseindämmung und Verkehrsberuhigung dienen sowie eine Reduktion von schädlichen Emissionen zum Ziel haben, stets hämisch quittiert. Statt Tempo 100/80/30 redeten sie einer Erhöhung der Tempolimits das Wort. Die FPÖ gibt sich als Autofahrerpartei. Stimmen für einen FPÖ-Kandidaten sind daher auch Stimmen gegen eine ökologische Politik. Noch in seiner Rolle als FP-Umweltsprecher hatte Hofer gemeint, Österreich solle sich nicht an internationalen Klimaabkommen beteiligen.

Papst Franziskus hat die Sorge um die Schöpfung zum achten Werk der Barmherzigkeit erklärt. Auch dem „gemeinsamen Haus“, der Erde, müsse Barmherzigkeit erwiesen werden. Dem Klimaabkommen von Paris von 2015 misst der Vatikan größte Bedeutung zu. Sowohl auf politischer Ebene wie im Individualverhalten müsse alles getan werden, um die Klimaerwärmung zu bremsen, weil sie vor allem schon jetzt die Armen dieser Welt betrifft. Die Migrationsfrage und Kriege seien die direkte Folge der Klimaerwärmung.

 

Zweitens: Humanitäre Werte – die Sorge um die Fremden

Norbert Hofer steht für eine Partei mit einer klaren Programmatik und entsprechender lautstarker Rhetorik. Die Grenzen gegenüber den Flüchtlingen sollen dicht gemacht und militärisch gesichert werden. Bei Wahlkampfauftritten tritt er für einen Zaun wie in Ungarn ein. So genannte „Illegale“ sollen rigoros abgeschoben werden. Für Nobert Hofer sind Flüchtlinge zunächst „Invasoren“ – sein FP-Kollege im Nationalrat hatte ebendiese zuvor als „„Erd- und Höhlenmenschen“ tituliert. Auf Facebook dichtete dieser Abgeordnete zu einem Video, das Bootsflüchtlinge zeigt, „eine Seefahrt ist lustig, eine Seefahrt ist schön, holladria, holladrioh…“. Typisch für eine populistische Politik ist es, immer wieder auf die Kosten hinzuweisen, die für die Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen aufgewendet werden. Das weckt dumpfe Gefühle, dass „dem heimischen Volk“ etwas weggenommen wird, das ihm gehört. Während die Welt an die humanitären Katastrophen im Mittelmeer denkt, wird vorgerechnet, was jedes Flüchtlingsheim in Tirol kosten würde.

Die Kirchen hingegen zählen auch in Österreich zu jenen Kräften, die nicht müde werden, Solidarität gegenüber den Flüchtlingen einzumahnen und auch zu praktizieren. Für Papst Franziskus ist Europa historisch ein „Kontinent der Migration“ und nicht der Abschottung.

 

Drittens: Friedliche und gewaltfreie Werte

Norbert Hofer und mit ihm die FPÖ zählen in Österreich zu jener politischen Richtung, die als „Putinversteher“ bezeichnet werden könnten. Seit Wochen wird mit Unterstützung des russischen Präsidenten Aleppo in Schutt und Asche gelegt. Artilleriefeuer und Brandbomben haben die letzten Krankenhäuser und Schulen zerstört. Eine Viertelmillion Menschen leben gegenwärtig in Aleppo ohne medizinische Versorgung und bekommen kaum mehr Nahrungsmittel.

Ein Burschenschafter wird sozialisiert, Konflikte im Ernstfall mit Gewalt auszutragen. Der Degen ist Teil seiner Wertehaltung.

Anders das Christentum, das im Innersten die Philosophie und Praxis der Gewaltfreiheit trägt. Am heutigen Christkönigssonntag wird in besonderer Weise daran erinnert. Dieser Jesus stirbt nicht am Schlachtfeld mit einer Waffe in der Hand. Dieser Jesus greift nicht zurück auf militärische Stärke. Die Antithese aus dem Mund von Trump und seinen blauen Freunden lautet: „Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen wurden.“

Klaus Heidegger, 20.11.2016

 

Kommentare

  1. Ich bin ihnen sehr dankbar für diesen Artikel und kann ihnen nur zustimmen. Es hat mir auch wirklich gefehlt, dass sich die katholische Kirche in Österreich nicht vehement dagegen wehrt, dass Hofer Gott instrumentalisiert für seinen Wahlkampf und damit die Aussagen Christi völlig verzerrt. Äusserst peinlich und untragbar ist für mich das Verhalten unseres Salzburger Weihbischof Laun, der in meinen Augen mit seiner Einstellung kein kirchliches Amt bekleiden dürfte.

    1. Ich bin ihnen sehr dankbar für diesen Artikel und kann ihnen nur zustimmen. Es hat mir auch wirklich gefehlt, dass sich die katholische Kirche in Österreich nicht vehement dagegen wehrt, dass Hofer Gott instrumentalisiert für seinen Wahlkampf und damit die Aussagen Christi völlig verzerrt. Äusserst peinlich und untragbar ist für mich das Verhalten unseres Salzburger Weihbischof Laun, der in meinen Augen mit seiner Einstellung kein kirchliches Amt bekleiden dürfte.

  2. Herzlichen DANK für die ausgezeichnete Verknüpfung von Evanglium und aktueller gesellschafts-politischer Herausforderungen! Ich hoffe, die Menschen DENKEN bei der komenden Wahl … etwas weiter!!!

  3. Ich stimme mit ihren Gedanken absolut überein. Ich kann nicht verstehen, dass nicht jeder christ von weitem sieht, wie Herr hofer das christentum zu instrumentalisieren versucht. Darf ich die Gedanken trotzdem noch ein wenig weiter spinnen?
    Manchmal habe ich den Eindruck dass es nicht möglich ist, sich inhaltlich mit der Politik der fpö auseinander zu setzen., es daher Arouca nicht möglich ist Inhalte sachlich zu widerlegen. Wenn ich Herrn hofer über direkte Demokratie sprechen höre, habe ich sofort das Bild eines thing im Kopf. Er vielleicht auch? Das kann ich nicht beweisen. Mein Bild eines things ist: die dorfhäuptlinge treffen sich, diskutieren strittige Fragen, finden eine Lösung, die mehrheitsfähig ist. Wenn es noch ein paar Gegenstimmen gibt, braucht es natürlich einen starken oberhäuptling ( ich will das Wort führer vermeiden), der diesen Beschluss durchsetzen kann. ( Gudruns“bei bedarf Knüppel aus dem sack“, Strache sieht mittelfristig die Gefahr eines Bürgerkriegs)
    Für mich zeigt das, dass die fpö. Ich eine Partei mit anderen Inhalten ist sondern eine ganz andere Partei, eine Partei, die ein ganz anderes System will.
    Davor hab ich Angst

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