Triste Trinitätslosigkeiten am Dreifaltigkeitssonntag

 

Wenn Gott ist liebevolle Beziehung, wenn Gott ist das Überwinden von Grenzen und Feindschaften, wenn Gott ist Versöhnung, dann ist Gott in vieler Hinsicht die Antithese zu dem, was im herrschenden politischen Alltag Österreichs vielfach rund um den Dreifaltigkeitssonntag geboten wird sowie zum vorherrschenden Lebensstil der konsumierenden Massen.

Da gibt es immer noch eine Bundesregierung mit ihren Versprechungen und höchstbezahlten Posten, um dieses Land zu gestalten und zu lenken. Doch stellen einige Repräsentanten der Koalitionsparteien in allen wesentlichen Fragen das Trennende vor das Gemeinsame, wollen Spaltung statt notwendige Kooperation. So scheitert die Bildungsreform. Man – allen voran der amtierende Außenminister – übt sich in mimetischer Rivalität statt partnerschaftlicher Teamarbeit.

Da gibt es den Chef einer rechtspopulistischen Partei, der mit dem dummdreisten Inserat „Der Islam ist nicht Teil Österreichs“ in den heimischen Tageszeitungen islamophobe Stimmungen schürt, um diese dann für seine Interessen zu nützen. Der FPÖ-Parteichef will so Spaltung und Trennung, ohne zu beachten, wie viel Gemeinsames zwischen Judentum, Christentum und Islam zu finden ist. Ein versöhnendes Denken würde lauten: Der Islam ist auch ein Teil unserer Kultur, weil im tiefsten Wesen des Islams der Glaube an den einen, gemeinsamen Gott und allbarmherzigen Allah steht, den wir Christen als dreifaltig bezeichnen, weil sich dieser Gott mitteilen kann und will und eine wirkmächtige, geistvolle Kraft ist, von der es wiederum im Pfingstfest heißt, dass sie eint und nicht spaltet, dass sie dazu beiträgt, dass sich die unterschiedlichen Völker untereinander verstehen können, auch wenn sie andere Sprachen sprechen.

Da gibt es die großen Mauerbauer und schon beginnt die Liste Kurz ihren Wahlkampf mit dem obersten Slogan, gegen die „illegale Migrationsflut“ etwas zu unternehmen. Wer Mauern baut, der trennt. Wer Brücken baut, will göttlich Einendes.

Da gibt es jene nationalistischen Kräfte, die transnationale und internationale Gebilde zerstören wollen. So treiben Visegrad-Politiker, deren Sympathisanten auch hierzulande zu finden sind, einen Keil in die Europäische Union, deren Aufgabe es wäre, die großen Herausforderungen des Klimawandels und der Migration gemeinsam zu lösen.

Da ist zugleich das Massenverhalten am heutigen Dreifaltigkeitssonntag. In beiden Fahrtrichtungen der Brennerautobahn Kolonnenverkehr, so als gäbe es kein Wissen über die Klimaveränderung. Menschen, die in ihren ressourcenvernichtenden Karossen längst die Einheit mit der Schöpfung verlernt und verloren haben. In den Gasthäusern sind weiterhin Schnitzel ganz oben auf den Bestelllisten, ungeachtet der heutigen Berichterstattung von den Schweinereien, die dahinterstecken. Menschen, die ihre einende Beziehung zur Tierwelt nicht mehr als solche begreifen. Konsumverhalten, das Trennungen manifestiert: Die Einheit dieser Welt begreifen, das würde bedeuten zu fragen: Woher kommt das Tierfutter für mein Schnitzel? Der Blick würde nach Lateinamerika gehen, wo Regenwälder wegen Sojaanbau abgeholzt werden.

Auch die katholische Kirche, in der heute das Dreifaltigkeitsfest gefeiert wird, hat in ihren Strukturen und ihrem System noch viel historischen Ballast abzuwerfen, der Trennungen und Spaltungen, nicht aber Einheit symbolisiert. Priester, denen wegen des Zölibats das gewünschte und manchmal heimliche Zusammensein mit einer Frau verwehrt wird. Homosexuelle Paare, denen ein kirchlicher Segen für Partnerschaft nicht zugestanden wird. Wiederverheiratet Geschiedene, die sich trotz der letzten Enzyklika „Amoris Laetitia“ von den Sakramenten ausgeschlossen fühlen. Evangelische Christinnen und Christen, denen eine Kommunion in katholischen Kirchen offiziell nicht zugestanden wird. Trennendes wird so vor Einendes gestellt.

Das Dreifaltigkeitsfest gibt heute Hoffnung, dass Trennungen abgebaut werden und die versöhnende Kraft des ein-dreifaltigen Gottes sich durchsetzen wird.

Klaus Heidegger, Sonntag Trinitatis 2017

 

Kommentare

  1. Ich bin erschüttert, das flüchtlingsfeindlichkeit im Alltag bereits Selbstverständlichkeit ist. Als körperbehindertes paar gehören auch wir einer Minderheit an. Im Alltag spüren wir die faschistische minderheitenfeindlichkeit im Kontakt mit Behörden bereits täglich, die Unterstellung wir möchten uns auf der sozialen Hängematte ausruhen. Im Moment habe ich keine Ahnung wie das weiter gehen soll. Wenn wir christlichen angehörigen einer Minderheit nun unseren Feinden vergeben, kämpft niemand mehrbgegen alltsgsfaschismus, und dann?

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