Autofreie Zukunft als Eutopie

Die öffentlichen Dieseldiskussionen haben ihr Gutes. Der gefährlichste aller Treibstoffe wird infrage gestellt. Die hohen Stickstoffdioxidemissionen bei der Verbrennung von Diesel sollen nicht länger hingenommen werden. Es bräuchte jedoch ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um einen Ausstieg aus der gegenwärtigen Fixierung auf Diesel- und Benzinmotoren zu erreichen. Das Ranking würde dann lauten.

  • Gar kein Auto steht ganz oben auf der Liste. Jedes Auto – egal ob mit Diesel-, Benzin-, Gas oder Elektromotor braucht für seine Produktion enorm viel an Ressourcen und Energie, benötigt für seine Benützung Straßen und Parkraum und führt so zur weiteren Versiegelung der Landschaft. Ein autofreies Leben wird nicht für alle Menschen möglich sein. Behinderte, Menschen mit einer eingeschränkten Mobilität, Familien, die den vielfältigen familiären Ansprüchen gerecht werden müssen, oder Personen, die auf Autos aufgrund ihrer Berufsausübung angewiesen sind, werden weiterhin Autos benötigen. Ich behaupte jedoch: Ein Großteil der Menschen könnte ohne Autos leben – vielleicht sogar besser. Ein entsprechendes Verhalten kann gezielt von der Politik gefördert und gestaltet werden. Wer schon ein Auto hat, möge es möglichst wenig benützen. Autofahrten sollten nicht Normalität, sondern Ausnahme sein.
  • Ein vielfältig geförderter öffentlicher Verkehr soll den Umstieg vom Auto in eine nachhaltige Mobilität attraktiv machen. Länder wie Tirol haben inzwischen Jahrestickets für öffentliche Verkehrsmittel eingeführt. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs geht weiter.
  • Der Verkauf neuer Dieselautos sollte weitgehend eingestellt werden. Diesel bleibt aufgrund seiner hohen Emissionswerte trotz verbesserter Motoren ein problematischer Treibstoff.
  • Autos mit Gaskraftstoff bieten eine ökologische Alternative. Gas verbrennt nahezu emissionsfrei und ist im Verbrauch niedrig.
  • Elektro-Autos stellen – wenn ein Auto wirklich benötigt wird – eine zukunftsträchtige Alternative dar. Dabei ist es aber wichtig, Punkt 1 stets im Blick zu haben. Denn auch E-Autos haben einen hohen Verbrauch in der Erzeugung und bedingen einen Landschaftsverbrauch durch Straßen und Parkplätze.
  • In sehr vielen Fällen stellt das Fahrrad ein geeignetes Transportmittel dar. Gegenwärtig ist in Tirol jede 2. Autofahrt kürzer als fünf Kilometer. Das Fahrrad ist auf einer solchen Strecke konkurrenzlos. Als Alternative bieten sich auch E-Fahrräder oder E-Mopeds an.
  • Der Gesetzgeber und die Politik hätten ein breites Instrumentarium für eine nachhaltige Verkehrspolitik. Dies würde bedeuten: Stärkere Besteuerung von Dieselautos, Erhöhung der Mineralölsteuer bei gleichzeitiger Verwendung der Einnahmen aus dieser Steuer für Maßnahmen zu einer ökologischen Verkehrspolitik, Roadpricing und strenge Tempolimits.
  • Wer schon mit dem Auto fährt, sollte beachten: Freiwillige Tempobeschränkungen sparen Sprit und verursachen so weniger Emissionen. Wer statt Tempo 130 auf Autobahnen mit Tempo 100 fährt, verbraucht um 30 Prozent weniger.

Klaus Heidegger