Corona und Nächstenliebe

wir lieben die Nächsten
und waschen die Hände mit Seife

wir waschen die Hände in Unschuld
während Menschen ertrinken im Meer

wir leben hinter Mauern von Klopapier
während Tausende leiden in Flüchtlingslagern

wir lieben die Nächsten
und reduzieren physisch-soziale Kontakte nach draußen

wir verschanzen uns hinter Türmen von Dosen
während Menschen warten auf solidarisches Handeln

wir hamstern mit der Empathiefähigkeit von Nagetieren
während täglich Tausende verhungern

wir lieben die Nächsten
und kümmern uns um Menschen

wir bunkern uns ein
und vergessen die große Not da draußen

wir lieben die Nächsten
und fallen nicht in Panik

wir versuchen die Körper zu retten
und verlieren die Seele

wir lieben die Nächsten
und sorgen voraus

wir heben flehend die Hände zum Himmel
und hätten selbst Hände zum Handeln

klaus.heidegger, 14.3.2020

Kommentare

  1. Super – welch zutreffende Gedanken!
    Leicht lässt uns die Panik vergessen, dass es größeres Elend gibt – danke für diesen Text.
    JCAigner

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