Teamspirit beim Bergradeln auf Sardinien – Teil 1

Sie beschützt mich vor Hunden, die ihre Herden oder Häuser bewachen und hinter Zäunen bellen und manchmal wohl auch die Zähne fletschen. Ich beschütze sie mit dem Mut eines Toreros vor Rindern, die den Weg versperren. Sie bringt Lachen in mein oft so ernstes Leben. Ich erzähle von Klimakrise und bin besorgt, dass Ende Oktober das Wetter so warm wie im Sommer ist und das aufgeheizte Meer selbst um diese Jahreszeit noch zum Schwimmen einlädt. Ich fahre dort voraus, wo Spinnenfäden über die schmalen Trails gespannt sind, um phobischen Attacken vorzubeugen. Gemeinsam schaffen wir es, die Räder über verschlossene Tore zu heben, oder kriechen wie Bundesheerrekruten bei einer Grundausbildung unter Zäunen, ohne die Shirts und die Haut an rostigen Stacheln aufzureißen. Wenn wer von uns beiden dann doch verzagt, weil ein Trail in einem undurchdringbar scheinenden Schilfdickicht sein Ende findet, ermuntert wer anderer wieder auf. Gemeinsam atmen sie den Duft von Rosmarin, Salbei und vielen anderen Kräutern und dann wieder die Meeresluft. Die rötlichen Dornenspuren an den Beinen zeigen den gleichen Weg entlang der mediterranen Macchia an. Sie testen Olivenfrüchte frisch von den Bäumen und lesen zugleich das gleiche Buch einer sardinischen Autorin und verstehen es im Austausch wohl noch besser. Vor allem aber schmeckt die Pizza, die nicht alleine gegessen wird, gleich viele Male besser, und selbst Brot, Büffelmozzarella, Tomaten und Gurken werden zum Festmahl irgendwo auf einem Feld inmitten einsamer Landschaft. Er hört auf die Navigationsstimme in seinem Handy, die die unmöglichsten Wege weist, während sie in den Etappenorten in Windeseile die passendsten B&Bs aufstöbert. Sie freuen sich, wenn die Trails schwer und doch befahrbar bleiben, und sprechen sich in einem Wald Mut zu, in dem es kräftig nach Wildschweinen riecht. Wie oft haben sie gleichzeitig und staunend gesagt „volle schön“? – und wieder ist gemeinsam erlebte Schönheit vielfach so schön. In einer Stadt kann er für Augenblicke in einer Kirche verschwinden, während sie auf die Bikes aufpasst. Wenn er kurz vor der Abfahrt des Fährschiffes im frühen Dunkel der Winterzeit verzagt auf die Tickets blickt, auf die das Reisebüro die Räder nicht gebucht hatte, dann rast sie entschlossen zurück ins Dunkle, um das versteckte Ticketbüro zu finden, das das Kartendilemma lösen kann. Wenn sie nach langer Fahrt tränennah wütend ist auf einen rüpelhaften Busfahrer, der das Naturell eines Nachtlokalaufpassers hat, dann tröstet er mit Gegenwärtigkeit. So können unmögliche Wege möglich gemacht werden und ein Abenteuer-Leben kann gelingen.

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