herzoffen

den Puls spüren
sitzend in der Kirche
im Herzen der Stadt
56 mal in der Minute

was engt es ein?
nicht zu genügen
für die Gnade der Liebe
für das Geschenk des Geliebtseins

ins Herz spüren
Verwundungen wahrnehmen
Unerfülltes pochen lassen
Sehnsuchtsvolles atmet

was lässt es schlagen?
der Rhythmus von Liebe
Momente des Glücks
kostbare göttliche Nähe

klaus.heidegger
(31.3.2022)

Ein Schweineherz im Altarraum einer Kirche

Zeitgenössische Kunst zieht mich an. Besonders ausdrücklich religiöse Themen umgesetzt in Kunst sind mir wichtig. Doch was ist schon religiös? Hat nicht fast jede gute Kunst religiösen Charakter? Jedenfalls freute ich mich auch dieses Jahr über die Kunstinstallationen, mit denen seit Aschermittwoch in einigen Kirchen Innsbrucks wieder die Fastenzeit neu interpretiert werden sollte. Eine davon hat nicht allen gefallen und teils kräftigen Widerspruch nach sich gezogen: Die großformatige Fotoinstallation von Peter Garmusch in der Innsbrucker Spitalskirche. Sie zeigt ein blutendes Schweineherz, das mit einem Gummiband eingeschnürt ist. Es schwebt vor dem Volksaltar und verdeckt den Hochaltar. In einem Erklärungsblatt – es sind wohl die Worte von Bischof Hermann – werden die vielen Dimensionen angesprochen, die mit diesem Kunstwerk verbunden sind: Die Verletzlichkeit des Menschen mit Blick auf sein Herz, die Erfahrungen von Herzensenge einerseits und den Möglichkeiten der Versöhnung andererseits sowie der Blick auf das Herz Jesu. Die Verletzlichkeit des Herzens in den Blick zu nehmen, ist wohl die wichtigste religiöse Übung in der Vorbereitung auf jenes Fest, das Auferstehung und Befreiung bedeutet und Auswege aus Gewalt und Ungerechtigkeit aufzeigt. Auch wenn es unangenehm ist, sich dieser Kunstinstallation auszusetzen, so notwendig ist es zugleich. Dieses Kunstwerk ist keine kitschige Darstellung im Nazarenerstil, die zur wohltuenden Erbauung gereichte, ist kein Faustina-Bild vom Barmherzigen Jesus mit leuchtenden Strahlen, nein, ein naturalistisches Bild von einem übergroßen eingezwängten Schweineherzen, das jenem des Menschen so ähnlich ist, wird den Menschen zugemutet. Mich berührt es und ich kann jene nur schwer verstehen, die Anstoß nehmen an diesem Bild und durch eine Petition bewirkt haben, dass die Darstellung noch vor der Passionswoche wieder weggenommen wird. Es sind jene Kräfte ganz am rechten Rand der Kirche, die sich so gerne treffen mit jenen politischen Kräften, die für Flüchtlinge eben kein Herz haben, die herzlos sind gegenüber Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben. Die Worte, die einige der empörten Kritiker wählten und mit denen sie den zuständigen Ortsbischof Hermann Glettler am liebsten in die Hölle schicken würden, sind jedenfalls herzlos.

klaus.heidegger, 31.3.2023

Kommentare

  1. Ein offenes Herz zu haben für alle-das kann ich unterschreiben, nur schöne Worte, vom Bischof, vom Künstler- wem auch immer, werden für unsere‘ Auferstehung‘ nicht reichen-so lange wir zulassen, dass Kinder gequält werden, Waffen produziert werden, Menschen ausgebeutet werden ….UND Tiere für unsere Lebens‘gewohnheiten‘ getötet und so IHRES HERZENS beraubt werden

  2. Ich danke Ihnen für diesen herzerwärmenden Text. Es ist wohl so, dass es manch einem schwerer fällt, das Herzliche wahrzunehmen und sich verschliesst dem Herzschlag des Lebens, der Liebe, der Hoffnung.

  3. Klaus – ein super Beitrag. Danke. Nur, den „Hard-Linern“ wird das nicht reichen. Sie trinken ja nicht aus solchen Quellen, sondern sammeln begierig „Recht-haberische“ Argumente auf um ihre „Reinheit“ zu verteidigen. Trotzdem frage ich mich: wo wird eine Grenze erreicht? wo ist STOP zu sagen? wie werden wir „freier“ und geschwisterlicher?

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