
Meine Angst bekommen sie nicht, die Männer mit ihren abscheulichen Gewaltphantasien, die den Koran nicht kennen, aber verrückten Hasspredigern folgen. Würden sie den Islam wirklich kennen, dann wüssten sie, dass Allah der Allbarmherzige ist, dass Islam Frieden bedeutet, dass Christen und Juden und Muslime an den gleichen allgütigen Gott glauben. Die fanatisierten Männer mit den Messern oder den Autos, die sie zu Mordinstrumenten machen, verraten den Islam, sind Terroristen und haben mit dem Islam so gar nichts zu tun. Ich würde sie nicht einmal „Islamisten“ nennen, sondern Mörder und Gewalttäter, irregeleitete Fanatiker. Für sie gibt es kein Paradies im Jenseits, wenn sie Handlanger der Hölle auf Erden sind. Der Schrecken, den sie erzeugen, soll mich nicht lähmen – das wollten sie doch: dass wir uns fürchten, dass es zum Kampf kommt. Den Kampf bekommen sie nicht. Jene, die heute behaupten, im Islam läge eine Grundlage für die schrecklichen Mordtaten, reproduzieren nur die menschenverachtende Ideologie der Terroristen. Jene, die alle Muslime als gefährlich brandmarken, die alle Asylsuchende unter Generalverdacht stellen, jene, die sich gegen Integration stellen: sie nähren den Boden, auf dem die perverse Gewalt sich ihre Legitimation sucht.
Mit solchen Gedanken löse ich mich bei einer langen Skitour von dem politischen Geschehen. Startpunkt ist der kleine Weiler Innerst. Es liegt noch genügend Schnee auf dem Rodelweg Richtung Weidener Hütte, dass wir die Ski angeschnallt lassen können. Die Spur zweigt dann lange vor der Weidener Hütte ab. Sanfte Hänge, Almen, Zirbenwald. Unter uns liegt der Hochnebel im Inntal, über uns ein strahlend blauer Himmel. Ein gutes Stück nach einer kleinen Almsiedlung zweigt die Spur links Richtung Rosslaufspitze ab. Rechts ginge es weiter zum Hohen Kopf. Die ganze Tour auf die Rosslaufspitze ist eine sanft-ruhige Unternehmung, bei der es keine größeren Steigungen gibt. Die Nordosthänge hinunter zur Nurpensalm sind allerdings sehr steil und an diesem Tag bedeckt mit tiefem Pulverschnee. Am Talgrund im Nurpenstal fellen wir nochmals auf. Das zweite Ziel ist der Kleine Gilfert. Am Gipfelaufbau ist nur wenig Schnee und dieser ist teils hart gefroren. Östlich fallen die Hänge steil ins Zillertal hinunter.
Das Friedenssymbol am Gipfel ist besonders. Alle großen Weltreligionen sind mit ihren Symbolen kreisförmig miteinander verbunden. In der Mitte ist das Gipfelkreuz. Die interreligöse Installation ist wie eine Bekräftigung meiner Gedanken: Die großen Weltreligionen könnten die Kraft haben, dass es keinen Mord und keinen Krieg mehr geben wird. Ein kräftiger Wind weht – möge er die Friedensbotschaft der Religionen hinaustragen in eine Welt, die Frieden braucht, möge dieser Wind die areligiösen Gewaltphantasien aus den Köpfen vertreiben.