
Die Farben des Friedens sind jene des Regenbogens, darin sich leuchtend finden die Farben aller Nationen, die miteinander in Frieden leben könnten. Nichts rechtfertigt ein Töten für nationalistisch-völkisches Begehren. Deswegen möchte ich so gerne sehen in Zeiten von Kriegen: die regenbogenbunten Farben. Die Flagge in Zeiten von Kriegen ist schneeweiß. Sie bedeutet: Sich ergeben dem Frieden und nicht mehr kriegsrechtfertigende Ziele verfolgen. Die Antwort auf unsägliche Gewalt ist nicht wieder Gewalt. Wer Wege des Friedens verfolgt, kommt aus den Schützengräben und richtet seine tödliche Waffe nicht länger auf Menschen, die man als Feinde sieht. Wer „Waffenstillstand“ ruft, ist nicht feige, sondern handelt vernünftig. Der Weg zu einem gerechten Frieden geht über das Schweigen der Waffen. Wer aber nach Waffen ruft, gießt Öl ins Feuer der Kriege. Würden doch die Soldaten ihre Stellungen verlassen: es wäre ein Schritt in eine friedliche Zukunft! Wären Deserteure und nicht Krieger die Heroen der Nationen, wäre der eine Krieg und die vielen anderen längst schon vorbei. Würden die Befehle der Generäle nicht länger Gehör finden, wären Verhandlungen der Politiker denkbar. Im nun vierten Kriegsjahr in der Ukraine soll nicht mehr nationalistisches Pathos den Ton angeben, will ich nicht wieder hören, die überfallene Ukraine bräuchte doch nur noch mehr Waffen und militärische Unterstützung, um tapfer gegen Russland kämpfen zu können, um einen Sieg zu erringen, um Territorien wieder zurückzugewinnen. Ein Abnützungskrieg ist für alle Beteiligten ein abscheuliches Verbrechen. Ein Krieg kann nie gewonnen werden. Kriege werden immer verloren. Menschenleben gehen verloren – auf allen Seiten. Lebensmöglichkeiten gehen verloren. Vertrauen geht verloren. In jedem Krieg sind alle Verlierer. Kinder haben ihre Papas verloren. Soldaten haben Gliedmaßen verloren und werden ein Leben lang verstümmelt durchs Leben gehen. Politiker, die Männer und Frauen in den Krieg schicken und Waffenlieferungen beschließen, sitzen nicht in den Schützengräben und nicht in den Panzern, auf die mit Drohnen tödliche Munition gebombt werden, und liegen nicht in den Spitälern mit abgetrennten Gliedern und verbrannter Haut. Nach drei schrecklichen Kriegsjahren kann der Ruf nur lauten an alle, die daran beteiligt sind: Hört auf mit dem Kämpfen, hört auf mit dem Bomben! Es sind schon viel zu viele gestorben, viel zu viele verstümmelt, viel zu viele Kinder haben ihre Väter verloren in sinnlosen Kämpfen, Ehepartner haben ihre Partner verloren; Städte voller Leben wurden zu gespenstisch anmutenden Ruinenstädten. Im Visier der Scharfschützen stehen Menschen, die leben wollen, die Familien haben, die meist nur gezwungen werden zum Dienst mit der Waffe. Massive Aufrüstung ist nur ein Weg in neue Kriege und die Fortsetzung der alten. Allein Polen gibt inzwischen jährlich 40 Milliarden für das Militär aus. Aber auch Nichtpaktstaaten wie die Schweiz oder Österreich rüsten auf. Man bereitet sich auf einen Ernstfall vor und meint mit Ernstfall den Krieg. In der Schweiz und anderswo werden Luftschutzbunker wieder aktiviert wie in Zeiten des Kalten Krieges. Doch Aufrüstung und Frieden sind ein Oxymoron. Wer zum Krieg rüstet, wird Krieg machen. Selbst bei bischöflichen Ansprachen und offiziellen Friedensgottesdiensten wird doch indirekt der ukrainische Kampfeswille bekräftigt und es fehlen die klaren Worte, alles zu tun, dass Kampfhandlungen eingestellt werden. Verstummt und vergessen scheint der Ruf des Papstes in den Kartagen 2024, als er die „Weiße Fahne“ als Strategie für einen Friedensweg vorschlug. Geben die Kirchen heute wieder den Segen für Aufrüstung und Waffenlieferungen? In Fernsehsendungen und Talkshows erklären Soldaten in Kampfuniform, wie Kriege gemacht werden. Autokratische Herrscher werden demokratisch gewählt und handeln gegen die Demokratie. Würden die Menschen den „masters of war“ die Gefolgschaft aufkündigen, würden die Rüstungsingenieure sich in den Dienst des Friedens und nicht des Krieges stellen, würden Soldaten nicht mehr zu Waffen greifen, stünden die Autokraten so nackt da, wie sie von Gott erschaffen wurden. Die modernen High-Tech-Waffen sind des „Kaisers neue Kleider“, die nur lügenhaft eine Scheinsicherheit vortäuschen. Es bräuchte vielmehr den Ruf des Kindes in der Parabel von Hans Andersen: „Der ist ja nackt!“ – so würde die Lüge der militärischen Sicherheit entlarvt. Nur selten gibt es da Stimmen von Menschen, wie Frieden gemacht werden könnte. Macht endlich Frieden! Kriege werden gemacht, aber auch Frieden kann gemacht werden. Wehrhaftigkeit und Abrüstung schließen sich nicht aus. Wehrhaftigkeit misst sich nicht an immer noch besseren Tötungssystemen. Gewaltfreiheit ist der Weg zum Frieden.
Klaus Heidegger, 25. 2. 2025 – am Todestag des Pazifisten Jakob Hutter