
Mittwoch, 6. August 2025. Nach den vielen regnerisch kühlen Tagen der letzten Zeit verlockt stabiles und vor allem auch gewitterfreies Wetter zu einer längeren Tour, die ich in früher mehrere Male im Jahr gemacht habe, lag sie mir ja direkt vor den Füßen. Heute: Mit Rad von Innsbruck ins Halltal. Der Aufbruch ist nicht allzu früh, weil die Felsen von den nächtlichen Regenschauern noch nass sind. Am schönsten ist heute einmal mehr, auf der Tour nicht alleine zu sein, sondern im Zusammensein mit bergaffinen Menschen, mit denen die Stimmung ganzheitlich passt. Die Kraxelei am Absamer Klettersteig schenkt mir in jeder Phase jedes Mal neu ein sicheres Bewegen über den Abgründen. Bis zur Bettelwurfhütte sind es 1350 Höhenmeter, davon 600 im Klettersteigmodus. Nur kurz rasten wir auf der Hüttenterrasse. Der weitere Weg wird noch weit sein. Oft schon bin ich die mir so vertraute Route gegangen. Jedes Mal ist es dennoch anders: die Natur der Berge und der Menschen, die mich begleiten und vor allem auch die eigene psychische Verfasstheit. Die Begleitung schätze ich diesmal besonders, da ich mich bei manchen freien Kletterstellen, die mit 2- angegeben sind, heute ungewohnt unsicher fühle. Wir nehmen noch den Kleinen Bettelwurf (2650 m) mit. Die Blicke wandern vom Gipfel des Kleinen Bettelwurf hinüber zum nächsten Ziel, dem Großen Bettelwurf mit seinem von hier aus besonders mächtig erscheinenden Westgrat, die Blicke wandern hinunter die Nordwände ins Vomper Loch und das Hinterautal. Im Süden sind die Berge von hauchdünnen Schleierwolken durchzogen, die nur manchmal den Blick ins Inntal tiefunten freigeben. Etwas unangenehm sind mir wieder die mit Karwendelschutt belegten Bänder zum Einstieg des zweiten Klettersteigs, der nun hinauf zum Hauptgipfel geht. In den schwierigsten Passagen lässt es sich mit dem Stahlseil sicher klettern. Die freien Kletterstellen sind gut machbar. Beim Gehen auf den steindurchsetzten Bändern bin ich sehr vorsichtig. Am Hauptgipfel sind wir nun nicht mehr allein. Ein paar andere Bergsteiger sind den Normalanstieg hinaufgekommen, den wir nun als Abstieg nehmen. Die 2000 Höhenmeter hinunter zu den Rädern werden angenehm unterbrochen mit einer Kaspressknödel- und Weizenbierrast auf der Terrasse der Bettelwurfhütte.
Fotoc: p.a., Westgrat Großer Bettelwurf, Rückblick zum Kleinen Bettelwurf und hinunter ins Vomper Loch