
Sonntag, 3. August 2025. Die kräftigen Regenfälle des vergangenen Tages zeigen sich heute in dem Hochwasser führenden Eisack. Am Radweg von Brixen fahren wir rund 7 Kilometer südlich, bis wir den von Komoot vorgeschlagenen Wegen und Pfaden Richtung Feldthurns und Schnauders folgen. Steile Wiesen, anfangs noch Weinberge und Apfelhaine. Kurze Rast bei dem romanischen Kirchlein St. Georg – ein Prachtplatz über dem Eisacktal. An einer Stelle wird der Weg zu steil. Schieben. Dann folgt ein langer und teils wieder sehr steiler Anstieg durch den Föhrenwald. Später ein Lärchenwald. Wo schließlich der Zirbenwald beginnt, wird weit oben die Wallfahrtskirche Latzfonser Kreuz sichtbar. Ab der Klausner Hütte wird es richtig steil. Bis zu 21 Prozent. Schieben. Die Bergkirche kommt näher. Längst ist das Panorama der Dolomiten östlich des Eisacktales sichtbar geworden. Mächtig ragt der Langkofel heraus, der Sellastock demonstriert seine Größe, die Geislerspitzen scheinen mit den Wolken zu spielen.
Das Latzfonser Kreuz auf 2.300m mit Kirche und dem darüber liegenden Schutzhaus ist ein besonderer Ort. In der Kirche ist ein schwarzes Kruzifix. Seit 200 Jahren wird es in einer Prozession Anfang Juni in das Kreuzkirchlein gebracht und kann dort oben quasi den Sommer verbringen. Anfangs stand das Kreuz noch im Freien. Um es haltbar zu machen, wurde es mit Ochsenblut und flüssigem Pech eingeschmiert. So ist die schwarze Farbe entstanden. Es ist ein Wetterkreuz – und damit hat es gerade in Zeiten der Klimakrise wohl eine besondere Bedeutung. Ich blicke zum Kreuz und denke an Süditalien, wo bereits wieder Temperaturen jenseits der 40 Grad sind, blicke hinüber zur Marmolada mit ihrem schwindenden Gletscher und auftauendem Permafrost.
Die Terrasse vor der Hütte ist an diesem Sonntag gut besucht. Meist sind es Einheimische – darunter wohl auch viele Wallfahrende. Wir werden mit Kaspressknödeln und Getränken verwöhnt.
Unweit von Hütte und Kirche ist ein Markstein, der die Mitte des historischen Tirols symbolisieren will. Anlässlich der Teilung Tirols im Jahr 1920 wurde er vom Südtiroler Schützenbund im Jahr 2020 errichtet. Die Inschrift manifestiert, wie die Südtirol Schützenvereine die Teilung sehen: Als Annexion Südtirols und Welschtirols durch Italien und damit als Unrecht.
Den Retourweg nehmen wir über die weiten flachen Almböden, die sich zwischen Sarntal und Eisacktal auf rund 2000 Metern befinden. Friedlich grasen Pferde, Rinder und Schafe auf der Hochebene. Das Rittner Horn ragt im Süden heraus. Vorbei geht es schließlich an Stöfflhütte und Gasserhütte. Touristisches Leben begegnet uns dort. Die Mountainbike-Strecken lassen wir nun aus und sausen anstelle dessen die Asphaltstraße nach Villanders und Klausen zum Zug hinunter, ein Stopp noch bei dem Kirchlein St. Valentin aus dem 13. Jahrhundert, Blicke hinüber zum Kloster Säben – und schließlich gelingt es gerade noch, unsere Räder in den Regionalzug zum Brenner zu schieben. Es schließt sich die Wochenendrunde – ein dreitägiger Minialpencross.