
Die Zugfahrt schenkt zunächst eine unerwartete Begegnung, die in den Tag hinein positiv nachwirkt. Vom Bahnhof Landeck-Zams geht es mit Gravelbike vorbei am mächtigen Schloss Landeck zur Via Claudia Augusta, die zu römischen Zeiten über die Fließer Platte führte. Nur ein paar Meter sind es, die ich dabei schieben muss. Wald- und Wiesenwege und Forststraßen führen fast eben weit oberhalb des Inntales nach Fließ. Die Routenwahl erweist sich angesichts der Temperaturunterschiede zwischen Sonne und Schatten als goldrichtig, so golden, wie die Lärchen in der Herbstsonne leuchten, als käme das Feuer aus ihnen selbst heraus. Im Hintergrund sind wie in einer Alpenidylle die schroffen und strahlend weiß verschneiten hohen Gipfel des Kaunergrats, die ich in meiner Jugendzeit so ziemlich alle noch besteigen konnte. Von Fließ geht es nach einem Besuch im Widum die alte Pillerstraße hinauf zur Pillerhöhe bzw. zum „Gachen Blick“. Da muss ich das Rad stellenweise schieben, bevor es die Asphaltstraße über Puschlin hinunter geht zum Gasthof Wiesenjaggl und dann wieder anfangs über Asphalt und später den Almweg hinauf zur Aifner Alm auf 1980 m. Die Steigung ist konstant aber nicht zu extrem für das Gravelbike. Der Untergrund ist gut. Nur in den letzten Kehren hinauf zur Alm liegen auf einigen schattigen Stellen Schnee und Eis. Auf der Alm, die längst in Winterruhe ist. Ich höre in die Stille – eine Ruhe, die ich von der Innsbrucker Gegend schon gar nicht mehr kenne. Das Panorama an diesem klaren Herbsttag mit den goldenen Lärchenbäumen, die zwischen den Zirbenwäldern herausleuchten, und dem tiefblauen Himmel und den Tälern, die sich unterhalb ausbreiten, ist zu schön, um überhaupt Worte dafür zu finden. Lange wird die Abfahrt hinunter ins Tal nach Urgen. Dort gibt es keine Sonnenstunden mehr. Die Steine am Inn sind mit Schneekristallen überzogen und am Asphalt des Inntalradweges zurück nach Landeck liegt stellenweise Reif. Mit einer sportbegeisterten Begleiterin diese Runde zu machen, war eine zusätzliches Geschenk.