Weihbischof Laun schwingt die fundamentalistische „Abtreibungs-“ und „Genderkeule“

Andreas Laun als selbsternannter Kreuzritter

Unmittelbar vor den Wahlen ist Van der Bellen ins verbale Feuer des Salzburger Weihbischofs geraten. Die Tiraden gegen das, was Laun unter Gender zu verstehen glaubt, sind notorisch. Von seinem Salzburger Palais aus führt der Kirchenmann seinen Kreuzzug gegen all jene, die sich für die Rechte der Frauen sowie der Homosexuellen einsetzen. Gender-Mainstreaming wird von ihm dämonisiert und als „Werk des Teufels“ hingestellt. Erst vor einem Jahr hatte Laun das Engagement von Schwulen gegen Homophobie mit nationalsozialistischem Tun verglichen. Erinnert sei an jene theologisch widerwärtige Argumentation, als Laun die Tragödie bei der Loveparade 2010 in Duisburg mit der Bemerkung kommentierte, dass Gott ein krankhaftes Treiben sehr wohl bestrafen könne. Zu Launs Weltbild passt die permanente Angstmache vor dem Islam und den Muslimen. In diesem Kontext sind auch die feindlichen Äußerungen von Laun gegenüber VdB zu sehen.

VdB als „Gottes- und Kirchenfeind“ oder „anonymer Christ“?

Auf aggressive Weise stellt Laun VdB als Feind Gottes und der Kirche dar. Jene, die ihn unterstützen würden, seien – so seine diffamierende Wortwahl – „gehirngewaschen“.  Was für Laun mit „grünen“ Parteien zu tun habe, sei automatisch auf der „falschen Seite“.

In meiner Dissertation ging ich der Forschungsfrage nach, die Gesellschaftskonzeption der Grünalternativen aus der Perspektive der Katholischen Soziallehre zu beurteilen. Eine Unvereinbarkeit, die Laun so gern behauptet, konnte ich nicht feststellen. Mit Blick auf VdB und sein „Lebenswerk“ in und außerhalb der grünen Bewegung entdecke ich heute etwas, das in das Rahnersche Konzept des anonymen Christentums passen täte. VdB ist in vieler Hinsicht „anonymer Christ“ oder „anonymer Katholik“, ohne dass ich ihn mit diesen Zuschreibungen vereinnahmen möchte. Sein Eintreten für ein Offenhalten der Grenzen in einem sinnvollen und menschenrechtskonformen Maßstab entspricht so ganz dem, was von Papst Franziskus hinunter bis zur Caritas-Arbeit vor Ort als jesuanische Nachfolgeethik postuliert wird. Die Sorge um die Schöpfung, die zum Herzstück der grünen Bewegung zählt und sich in der Konkretheit von Tempolimits und Forderungen nach Mineralölsteuer – zum Ärgernis der Autobesessenen – ausdrückt, spiegelt die Intention der päpstlichen Enzyklika „Laudato si“ wider. VdB spricht von Solidarität und Gemeinwohl und der Option für die Schwächeren, von Nachhaltigkeit aber auch von Subsidiarität, die nicht im Widerspruch zu einem größeren Ganzen ist. Man merkt, dass VdB über viele Jahre Referent bei der Katholischen Sozialakademie Österreichs gewesen ist und deren Grundsätze auch aus seiner Profession als Wirtschaftswissenschaftler unterstützt. Liest man in seinem Buch „Die Kunst der Freiheit“, so kann man seine geistige Nähe zu den Kirchen deutlich spüren. „Dann und wann trage ich mich sogar mit dem Gedanken, meiner Kirche beizutreten“, so VdB. Ein gutes Jahrzehnt vorher schrieb bereits Christian Neuwirth ein Buch über den damaligen Vorsitzenden der Grünen. Dort wird VdB wie folgt zitiert: „Das sozialpolitische und das umweltpolitische Engagement haben vermutlich eine gemeinsame Wurzel, denn beides entsteht aus Sorge um die Schwächsten.“ (103, Alexander van der Bellen, Ansichten und Absichten)

Die Grünen, VdB und der Lebensschutz

Extrem rechte Gruppierungen und Parteien instrumentalisieren die Abtreibungsfrage, um im Bereich der Kirchen auf Stimmenfang zu gehen. Das von Laun nun neuerlich verwendete Narrativ, die Grünen und damit auch VdB seien für Abtreibung, ist in dieser Form schlichtweg unwahr. Wer nicht für eine Aufhebung der bestehenden Fristenregelung ist, ist nicht gleich für Abtreibungen. VdB hat beispielsweise ausdrücklich klar gemacht, für mehr Unterstützungen für Frauen in schwierigen Lebenssituationen einzutreten. Dies – so muss gefolgert werden – sei ein wirksamere Maßnahme gegen Abtreibung als eine Wiedereinführung der Bestrafung.

Als Vorsitzender der Katholischen Aktion der Diözese Innsbruck schließe ich mich daher den vielen Stimmen innerhalb der Katholischen Aktion Österreich an, der KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer, Veronika Pernsteiner als Vorsitzende der  Katholischen Frauenbewegung Österreich, den Vorsitzenden des Katholischen AkademikerInnen-Verbandes Österreich u. a., die dazu aufrufen, jenen Kandidaten zu wählen, der tatsächlich den Optionen der Kirchen gerecht wird.

Klaus Heidegger, 20.5.2016

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