Die Wächter am Grab

Damit Jesus im Grab bliebe
damit der Tod des Messias besiegelt für immer
Wächter als Ausdruck von Infamie der Herrschenden
die Getretenen als potentielle Diebe gebrandmarkt
die Opfer zu Täter stilisiert
Wächter der mörderischen Macht bis nach dem Tod.

Damit niemand rollte den Stein weg
damit die Botschaft der Befreiung würde vergessen
bewaffnete Wächter posieren vor dem Grab
in Rüstung und mit mörderischer Lanze
endlich soll Ruhe und Ordnung wieder regieren
Pax Romana und ihr Spiel geht weiter.

Auch wir Lebende heute haben die Wächter
der Wächter der Bequemlichkeit
der uns hindert zum Aufbruch
der uns lähmt und niederhält
der unsere Begabungen begrenzt
der uns zu wenig lieben und leben lässt.

Der Wächter unserer Ängstlichkeit
der uns einschränkt im Ausprobieren von Neuem
der zwischenmenschliche Begrenzungsmauern akzeptiert
der Wächter der Gesetzlichkeit
der nicht der Freiheit dient
der die Lust am Lebendigen nimmt.

Die Wächter ignorieren den Befehl zur Wachsamkeit
müde geworden vom mörderischen Geschäft
selbst schlafen sie ein
entwaffnend die göttliche Logik
schon eilen die Frauen zum Grab
auch die schwersten Steine rollen nun weg.

Mutig und mit neuen Augen
dürfen wir sehen den neuen Tag
aufgeweckt zu widerspenstiger Rebellion
nichts kann uns halten
aufgestanden aus der Resignation
trotz heilender Wunden kraftvoll Neues beginnen.

Klaus Heidegger,
Karsamstag, 20.4.2019