Wettersteingebirge-Feeling: Obere Wettersteinspitze (2297 m) und Ferchensee

Die Anreise mit der ersten Bahn nach Mittenwald gibt das Gefühl, als sei diese deutsche Kleinstadt ein Vorort von Innsbruck. Ein Klimaticket rechnet sich immer. Um dies zu verstehen, braucht es nicht den Unsinn mit Klimaticket-Tätowierung. In den Städten sind gesundheitsgefährdende Ozonwarnungen. Zu viele auf dem Gaspedal ignorieren solche Warnungen. Eine extreme Hitzewelle hat sich über halb Europa gelegt. Zu viele scheinen sich ihrer Mitschuld nicht bewusst zu sein. Vor genau fünf Jahren schon begann Greta Thunberg mit ihrem Schulstreik. Die Sonne kommt gerade über die Felsen der Karwendelspitzen, auf denen wir vor einem Jahr waren. Heute liegt das Ziel westlich von Mittenwald, dort, wo die lange Kette des Wettersteingebirges beginnt. Mein Freund kennt das Ziel: die Obere Wettersteinspitze. 1400 Höhenmeter werden es von Mittenwald weg sein. Man sieht den imposanten und formschönen Gipfel bereits von Mittenwald aus. „Da soll es hinaufgehen?“, frage ich mich voller Respekt. Die Schwierigkeitsdefinition liegt bei 4 von 6 bzw. gilt in einer anderen Skala als T5.  Das Gebiet ist nicht überlaufen und mit Technik übersäht, wie im Westen von hier rund um Zugspitze und Alpspitze. Zunächst fahren wir mit den Rädern vorbei am Lautersee zum Ferchensee. Der als schwarz eingestufte Steig beginnt dort. Die erste Stunde im Aufstieg gibt der Bergwald noch etwas Schutz vor der Sonne. Die Wände der Wettersteinspitze wirken abweisend. Die Latschen speichern die Hitze und der Aufstieg gibt ein Saunagefühl. Kurz vor dem eigentlichen Gipfelaufbau rasten wir auf einem Absatz mit grünem Bewuchs im Schatten der Felswand. Dann beginnt die Kletterei, die zwar nicht schwierig ist, dennoch für mich mental herausfordernd, weil sehr lange. Jedenfalls bin ich dankbar, am Gipfelgrat ein Stahlseil zu haben. Zum Rundumblick zählen die vielen Gipfel des Wettersteingebirges mit der Zugspitze und der Mieminger Kette und dem Karwendelgebirge im Osten. Elmau und Mittenwald liegen tief unten. Das Abklettern ist leichter, als gedacht, und vor allem locken schon die ganze Zeit der farbenprächtige Ferchensee mit seiner Abkühlungseigenschaft und ein bayrisches Bier ebendort. Nach dem langen Klettern im Wettersteinkalk, den Felsen und dem Geröll, empfinde ich die grünen Buckelwiesen, auf denen es zurück zum See geht, besonders angenehm und dankbar lasse ich mich dann vom Wasser des Bergsees tragen und blicke in das Blau des Himmels und zurück auf die kahlweiße Felsflanke der Spitze, auf der wir noch wenig davor standen. Ein Im-Augenblick-Sein.

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